Mit einer „Themenwoche“ möchten wir uns hier auf der Website vor der anstehenden Mitgliederversammlung am kommenden Samstag wichtigen Themen widmen, die den Verein und seine Mitglieder in den kommenden Monaten und Jahren bewegen werden. In einer Reihe von fünf Gesprächen mit aussagekräftigen Interviewpartnern wollen wir folgende Themen näher beleuchten: Die Entschuldung des Vereins und die Ablösung des Kölmel-Darlehens, die Vereinsheimat und das Steinhaus, die Stadionverträge, der Pokalausschluss und das Trainingsgelände. Diese Themen liegen uns am Herzen. Denn am kommenden Samstag wird ein neuer Aufsichtsrat gewählt, der sich mit ihnen auseinandersetzen und die Lösung der beschriebenen Probleme konstruktiv begleiten wird.
{media-left}Teil I von V befasst sich mit dem Trainingsgelände im Großen Garten. Wer wäre hier ein besserer Ansprechpartner als Cheftrainer Olaf Janßen? Wir sprachen mit dem Dynamo-Coach über einen Ausspruch seines Kollegen Pep Guardiola und über die Trainingsbedingungen in Aserbaidschan, wo er fünf Jahre lang als Co-Trainer unter Berti Vogts die Nationalmannschaft betreute. Er sprach seinen Mitarbeitern und den Greenkeepern ein großes Lob aus. Und er verriet uns, wie er zu den Kiebitzen am Trainingszaun steht.
Trainer, Ihr Kollege, Bayern-Trainer Pep Guardiola, hat unmittelbar nach dem 3:1-Sieg im Champions-League-Spiel bei Manchester City Anfang Oktober zu Journalisten gesagt, das Wichtigste sei nun, dass in München die Sonne scheint. Sie wissen recht genau, wie er das meinte…
Pep Guardiola ist als Trainer ein Perfektionist. Nach der beeindruckenden Vorstellung der Bayern gegen ManCity hatte er schon wieder die Arbeit mit der Mannschaft im Fokus. Das wollte er damit ausdrücken: Wenn die Sonne in München scheint, dann ist das gut für den Rasen auf dem Trainingsplatz, der beim FC Bayern ja sowieso fast wie ein Golfplatz ist. Er will optimale Bedingungen haben was das Pass- und Kombinationsspiel angeht, das war der Hintergrund seiner Aussage.Wenn Sie die Bedingungen auf Ihren bisherigen Stationen, beispielsweise in Aserbaidschan, mit denen in Dresden vergleichen – wie groß sind die Unterschiede?
Es ist inzwischen fast sechs Jahre her, dass ich meine Arbeit in Aserbaidschan angetreten habe. Damals waren die Bedingungen dort relativ schlecht, das muss man so sagen. Aber in der Folge hat der Fußball in Aserbaidschan insgesamt sehr aufgeholt, aus dem Öl- und Gasgeschäft fließt ziemlich viel Geld in diesen Sport. Es wurden hervorragende Trainingszentren mit top Kunstrasen- und Naturrasenplätzen gebaut, so dass sich die Situation dort in den letzten Jahren sehr verbessert hat. Aber auch wenn man nach Deutschland schaut, speziell in die 1. und 2. Liga, reihen wir uns hier in Dresden ziemlich am Ende ein.
Was bereitet Ihnen als Trainer die meisten Bauchschmerzen, wenn Sie an die aktuellen Bedingungen im Großen Garten denken?
Die Qualität des Platzes ähnelt mehr einer Wiese. Unsere Greenkeeper tun ihr Bestes, aber der Rasen ist holprig, hat Löcher. Wenn wir Passformen üben, oder Torschüsse, dann springt den Jungs der Ball eben immer mal wieder an die Kniescheibe. Das macht es schwierig, ganz klar. Die beiden Flächen daneben sind sehr sinnvoll, aber zum Fußballspielen überhaupt nicht geeignet, weil sie sich in einem katastrophalen Zustand befinden. Dort absolvieren wir Lauf- und Sprintübungen, aber einen Ball kann man dort nicht rollen lassen. Hinzu kommt, dass wir kein Licht haben. Das heißt, in den Wintermonaten müssen wir mit der Vormittagseinheit schon sehr früh beginnen, damit wir für die Nachmittagseinheit noch genügend Tageslicht haben. Und wenn einmal der Frost einsetzt, haben wir eigentlich gar keinen Trainingsplatz mehr, weil uns im Großen Garten die Rasenheizung fehlt. Über den langen Zeitraum bis ins Frühjahr wird es dann ganz schwierig. Wir werden auch wieder darauf angewiesen sein, dass uns andere Vereine in Dresden und Umgebung aushelfen. Denn verschärfend kommt im Moment ja hinzu, dass die Flut in diesem Jahr auch den Kunstrasenplatz in der Nachwuchs Akademie im Sportpark Ostra zerstört hat, so dass wir dorthin voraussichtlich nicht ausweichen können. Zurzeit hoffen wir zwar noch, dass der Kunstrasen dort vor dem Winter wieder instandgesetzt wird. Aber dafür sind Temperaturen von über zehn Grad nötig, und da sieht es laut Wetterbericht zumindest in den nächsten 14 Tagen nicht so gut aus.
Im Sommer ist der Platz bekanntlich hart wie Beton. Aber stimmt es, dass es dort eine Wurzel gibt, die regelmäßig zurechtgestutzt werden muss?
(lacht) Wenn man so etwas weiß, dann kann man sich ja darauf einstellen. Letztlich bringt es der Mannschaft und dem Trainerteam nichts, sich jeden Tag mit diesen Gegebenheiten zu beschäftigen. Die Spieler nehmen die Situation an, wir gehen damit um. Aber um konkurrenzfähig zu bleiben, muss der Verein alles daran setzen, das so schnell wie möglich zu verändern.
Wie versucht das Trainerteam, die angesprochenen Defizite zu kompensieren und die Spieler trotzdem weiterzuentwickeln – gerade was das Passspiel anbetrifft?
Ganz grundlegend gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man trainiert Passformen, trotz der schlechten Bedingungen, oder man lässt es bleiben. Ich habe mich gegen die zweite Möglichkeit entschieden. Wir arbeiten jede Woche daran, unser Passspiel zu verbessern. Aber unter den gegebenen Bedingungen geht natürlich etwas verloren. Man kann die Dinge nicht in den Spielen eintrainieren, dann ist es meistens schon zu spät.
Was sind die positiven Dinge – gibt es etwas, wo Dynamo „erstligareif“ ist?
In unseren Räumlichkeiten im Stadion finden wir – Mannschaft und Trainer – optimale Bedingungen vor. Wir haben dort alles, was wir brauchen, das ist wie ein Wohnzimmer. Wie gesagt, auch die Nachbarschaft zum Großen Garten bringt viele Vorteile mit sich. Vor allem für die Arbeit im Grundlagenbereich und in der Regeneration, wo wir sehr viel tun, ist diese Umgebung hervorragend. Im Fitness- und Reha-Bereich sind wir insgesamt sicherlich erstklassig. Das komplette Team, mit dem ich zusammenarbeite, ist auf einem sehr hohen Niveau unterwegs. Es unterstützt mich nicht nur, sondern alle bringen sehr viel eigene Qualität ein, so dass ich mich aufs große Ganze konzentrieren kann. Für mich als Trainer ist das sehr wichtig, damit ich mich immer wieder in die Beobachterposition bringen kann, die notwendig ist, um so viele Dinge wie möglich zu erkennen, zu analysieren, meine Schlüsse zu ziehen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Wie kommen Sie mit den Kiebitzen am Zaun klar?
Von meinem ersten Tag bis einschließlich heute, einen Tag nach der Enttäuschung im Derby, fühle ich mich damit pudelwohl. Die Leute, denen wir dort Tag für Tag begegnen, bringen uns sehr viel positive Energie entgegen, ich habe bisher noch nicht eine einzige Situation erlebt, die mir wirklich negativ haften geblieben wäre. Es ist also nicht so, dass ich ein Problem damit hätte, dass wir so viele Zaungäste bei den Trainingseinheiten haben, sondern im Gegenteil – es ist toll, weil von diesen Menschen immer sehr viele positive Kommentare kommen. Das ist ein absolutes Plus, was wir gegenüber anderen Vereinen haben. Gerade heute, einen Tag nachdem wir dieses blöde Tor in der Nachspielzeit kassiert haben, kam vom Zaun wieder eine Menge Unterstützung. Sie zeigen uns, dass sie an uns glauben, und das gibt uns Kraft.
Trainer, vielen Dank für das Gespräch!
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