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06. November 2020 // 16.35 Uhr

„Unser Ur-Verein spielte in Grün-Weiß“

Ronny Günther baute in den vergangenen Jahrzehnten die wohl umfangreichste Dynamo-Datenbank auf. | Foto: Steffen Kuttner

Kurzinterview mit SGD-Chefstatistiker Ronny Günther


Wann immer es um Fragen zu Statistiken im Dynamo-Kosmos geht, weiß ein Mann die exakte Antwort. Ronny Günther ist seit frühster Jugend Fan der SGD und sammelt bereits seit Anfang der 1980er Jahre Daten zu allen Spielen, die die Sportgemeinschaft jemals bestritten hat.Als hauptberuflicher Wirtschaftsinformatiker baute er mit seinen Fähigkeiten im Laufe der Jahrzehnte die wohl umfassendste und zuverlässigste Dynamo-Datenbank auf, die den Verein stets mit allerlei interessanten Informationen und Zahlen versorgt.

Eine solche ist der Fakt, dass die Drittligapartie am Samstag in Saarbrücken das 2500. Pflichtspiel der Vereinsgeschichte seit der ersten DDR-Oberliga-Begegnung der SG Volkspolizei Dresden im Jahr 1950 sein wird. Bezüglich dieses Jubiläums haben wir mit Dynamos Chefstatistiker gesprochen und ihn darüber hinaus zu allerlei Begebenheiten aus der langen Historie der Sportgemeinschaft befragt.      

Ronny, am Samstag bestreitet die SGD in Saarbrücken das 2500. Pflichtspiel der Vereinsgeschichte. Ein beeindruckendes Jubiläum, das wieder einmal deine unfassbar umfangreiche Dynamo-Datenbank zu Tage förderte. Wie genau hast du denn diese riesige Datensammlung zu allen Partien der Sportgemeinschaft angelegt und archiviert?

Das Ganze ist über viele Jahre, eigentlich eher Jahrzehnte gewachsen. Zu Beginn in den 80er Jahren habe ich die Spiele noch handschriftlich auf Papier erfasst, später dann per PC in eine selbst programmierte Datenbank übernommen und fortlaufend ergänzt. Letzteres macht es natürlich viel einfacher, Jubiläen und Rekorde zu ermitteln. Man muss nicht mehr zählen, das übernimmt heute zum Glück die Datenbank. (lacht)

{media-left}Neben der rein sportlichen Statistik sammelst du auch kuriose Begebenheiten rund um die Dynamo-Spiele. Was ist denn das Außergewöhnlichste, das dir in all den Jahren nachhaltig in Erinnerung geblieben ist?

Da gibt es in der Tat einige Kuriositäten: vom schwarz-gelb angemalten Torpfosten bis zum lila Schwein. Wo wir aber gerade bei Farben sind: 2004 musste sogar mal der Rasen im Harbig-Stadion mit grüner Farbe angemalt werden. Unser damaliger Platzwart Günter Lacher erreichte bei der Premiere-Live-Übertragung damit deutschlandweit Bekanntheit. Weil vom Vortages-Spiel der American Footballer Dresden-Monarchs noch weiße Linien durchschimmerten, stand die Zweitligabegegnung gegen Burghausen kurz vor der Absage. Bis unser Platzwart mit dem Kreidewagen und grüner Farbe anrückte … Mit zehnminütiger Verspätung konnte das Spiel dann beginnen. Karsten Oswald rettete uns damals übrigens in letzter Minute mit einem Freistoßtor einen Punkt beim 1:1.

Apropos Farben: Anfangs lief die SGD noch mit weinrot-weißen Trikots auf. Wann erstrahlte die Spielkleidung denn zum ersten Mal in Schwarz-Gelb?

Zu Beginn der Fünfziger Jahre spielte unser Ur-Verein, die SG Volkspolizei Dresden, zunächst sogar in Grün-Weiß. Erst 1953 mit der Umbenennung in Dynamo kamen die weinroten Trikots mit dem weißen D. Die Dresdner Stadtfarben Schwarz und Gelb wurden zur Saison 1968/69 beschlossen. Zwar war die neue Spielkleidung zum Start der Spielzeit noch nicht fertig, aber am 4. Spieltag kam sie dann zum ersten Mal zum Einsatz. Gegen die BSG Aktivist Kali Werra Tiefenort wurden die Trikots mit einem 4:0-Sieg im Rudolf-Harbig-Stadion würdig eingeweiht. Bei diesem Spiel debütierte übrigens unser Ehrenspielführer und Rekordspieler Dixie Dörner in der 1. Mannschaft.

Zurück zum Sportlichen: Was war der höchste Sieg einer schwarz-gelben Elf in der Vereinsgeschichte?

Wenn man es genau nimmt ein 27:0 gegen den SSV Neustadt im Sommer 2013 unter Trainer Peter Pacult. Das war allerdings ein Freundschaftsspiel. Was die Pflichtspiele betrifft, war es der 10:0-Sieg gegen die BSG Motor Werdau in der ersten Pokalrunde der Saison 1985/86. Der damals 18-jährige Matthias Sammer erzielte dabei vier Tore selbst und lieferte eine Vorlage.

{media-right}Blicken wir auf das Spiel am Samstag: Kann die SGD aus der Sicht unseres Chefstatistikers frohen Mutes zu dem Jubiläumsspiel ins Saarland fahren?

Aus statistischer Sicht ist unsere Bilanz mit einem Sieg in vier Spielen dort eher durchwachsen – ähnlich durchwachsen wie die Bilanz unserer Jubiläumsspiele. Besonders schmerzhaft war in Saarbrücken seinerzeit eine 1:5-Niederlage im Dezember 2005. Eine der höchsten Niederlagen der Vereinsgeschichte und auch gleichzeitig das letzte Spiel eines unserer aus meiner Sicht besten Trainers, Christoph Franke.

Wie ist dein Tipp für das 2.500 Pflichtspiel?

Saarbrücken ist zwar ein Aufsteiger und Liga-Neuling, aber für mich auch eines der Top-Teams der Liga. Sie haben in der vergangenen Saison eine sensationelle Pokalrunde gespielt und sind richtig gut in die Saison gestartet. Deshalb tippe ich auf ein 1:1, hoffe aber natürlich trotzdem auf einen Auswärtssieg.

Mit rund 650 Kilometern ist Saarbrücken die weiteste Auswärtsfahrt in dieser Spielzeit. Was war die weiteste Anreise, die eine Mannschaft der Sportgemeinschaft jemals für eine Pflichtbegegnung zurücklegen musste?

Das ist eine schwierige Frage (lacht). Fakt ist, Dynamo hat noch nie ein Pflichtspiel außerhalb des europäischen Kontinents bestritten. Also sollten die Reisen zu den Europapokalspielen am Rande Europas die weitesten gewesen sein. Beispielsweise wurde die EC-Partie im Dezember 1975 gegen Torpedo Moskau, weil es in Moskau zu kalt war, nach Simferopol auf die Krim verlegt. Das sind circa 2.000 Kilometer. Die weitesten Reisen müssten mit rund 2.600 Kilometern dann aber die Europapokal-Spiele in Portugal 1972 in Porto und 1976 in Lissabon gewesen sein.

Vielen lieben Dank für das Gespräch, Ronny.

Interview: Marcel Devantier

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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