Verein
19. Februar 2020 // 16.23 Uhr

Stellungnahme zu Vorkommnissen beim St. Pauli-Spiel

„Wir verurteilen jegliche Form von Gewalt.“


Die SG Dynamo Dresden hat die Vorkommnisse beim Auswärtsspiel am 14. Februar 2020 gegen den FC St. Pauli in den vergangenen Tagen aufgearbeitet und analysiert.An der ersten Auswertung der Ereignisse rund um das Zweitliga-Spiel war neben der Geschäftsführung, dem Sicherheitsbeauftragten, der Abteilung Organisation und Sicherheit auch die Fanabteilung der SGD beteiligt.

„Wir verurteilen jegliche Form von Gewalt und distanzieren uns ganz klar von den Personen, die unmittelbar nach dem Auswärtsspiel beim FC St. Pauli Menschen mit massiver körperlicher Gewalt angegriffen haben. Um es ganz deutlich zu sagen: Dafür kann es keine Rechtfertigung und auch keine Entschuldigung geben. Menschen, die die Gesundheit von anderen so rücksichtslos aufs Spiel setzen, haben in unserer Sportgemeinschaft nichts verloren. Sobald die entsprechenden Personen durch die Ermittlungsbehörden identifiziert werden konnten, werden wir beim Heimverein auf die Aussprache von Stadionverboten hinwirken und zu erwartende Strafen in der neu gegründeten ‚Kommission Strafumlegung‘ mit aller Schärfe behandeln. Wir wünschen allen Verletzten und Betroffenen auch auf diesem Wege nochmals von Herzen gute Besserung“, erklärte Dynamos kaufmännischer Geschäftsführer Michael Born.

{media-left}Eine zusammenfassende Übersicht der Ereignisse, die sich aus der Aufarbeitung ergeben haben:

  • Rund 30 Personen, die aus dem Gästeblock über eine Mauer in den direkt angrenzenden Heimbereich geklettert sind, haben nach dem Schlusspfiff massive körperliche Gewalt gegen dort eingesetzte Ordnungskräfte und Polizeibeamte angewandt. Dabei sind 13 Menschen verletzt worden, vier Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden.
  • Die SGD ordnete das Zweitliga-Spiel in Vorbereitung als sogenanntes „Rot-Spiel“ gemäß § 32 Nr. 1 der Richtlinien zur Verbesserung von Bundesspielen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ein. In diese Bewertung sind unter anderem die Vorkommnisse und Erfahrungen der vergangenen Spiele eingeflossen. Der FC St. Pauli hat das Spiel hingegen als sogenanntes „Gelb-Spiel“ kategorisiert.
  • Eine ausreichende Fantrennung zwischen Heim- und Gästebereich war zu keinem Zeitpunkt des Spiels gewährleistet. Die ungenügende Pufferzone zwischen beiden Fanlagern bestand aus zwei Sitzreihen, die durch ein Flatterband abgetrennt waren.
  • Im Heimbereich wurde (bereits vor dem Anpfiff) ein Spruchband gezeigt, das den sogenannten „Opfermythos“ rund um die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg zum Inhalt hatte.
  • Rund um die Partie tauchten menschenverachtende Aufkleber auf, die bereits 2018 erstmals verbreitet wurden. Darauf ist das Dynamo-Logo mit einer herabfallenden Bombe über einem brennenden Schriftzug „Dresden“ dargestellt.
  • Während des Spiels kam es mehrfach zu gegenseitigen Provokationen beider Anhängerschaften in den angrenzenden Fanblöcken. Personen aus Dynamos Fanszene versuchten mehrfach – auch durch laute Durchsagen im Gästeblock – deeskalierend einzuwirken.
  • Nach dem Abpfiff des Spiels wurden laut mehrerer, unabhängiger Augenzeugenberichte volle – und teils übel riechende – Getränkebecher sowie Feuerzeuge und andere kleine Gegenstände aus dem Heimbereich oberhalb des Gästeblocks auf Dynamo-Fans geworfen.
  • Hier eskaliert die Lage nach dem Spiel, auch weil der Ordnungsdienst im Oberrang des Millerntor-Stadions das Werfen verschiedener Gegenstände nicht unterbindet.
  • Aus dem Gästebereich wird eine Leuchtspur unters Stadiondach geschossen. Der brennende Gegenstand landet inmitten der Fans des FC St. Pauli im angrenzenden Heimbereich. Zudem wird ein Böller gezündet, der nach derzeitigem Stand der Erkenntnisse nicht genauer zugeordnet werden kann.Im Anschluss sind im Stadion deutlich „Nazis raus“-Rufe aus den Heimbereichen in Richtung des Gästeblocks zu hören.
  • Durch das Einschreiten der Hamburger Polizeibeamten wurde die Lage am Gästeblock nach dem Abpfiff wieder unter Kontrolle gebracht.
  • Auf dem offiziell vor dem Spiel für Gästefans ausgewiesenen und nicht ausreichend bewachten Parkplatz kam es nach dem Spiel zu gewalttätigen Übergriffen von Anhängern des FC St. Pauli auf Dynamo-Fans, die auf dem Weg zu ihren abgestellten Fahrzeugen waren.
  • Etwa 80 Personen aus dem Dresdner Fanumfeld sollen zudem an einem Zwischenfall auf der Heimreise nach dem Zweitliga-Spiel beteiligt gewesen sein. Dieser Vorfall ereignete sich auf einer Raststätte bei Lüneburg. Diesen Personen wird schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. Polizeiliche Ermittlungen laufen.
  • In Hamburg gab es rund um das Zweitliga-Spiel gegen den FC St. Pauli insgesamt 100 Identitätsfeststellungen. Darunter waren Personen aus beiden Fanlagern.

{media-right}„Wir haben die vergangenen Tage für eine erste intensive Analyse genutzt, um ein möglichst genaues Bild von den Ereignissen zu zeichnen, die sich am Freitagabend im Millerntor-Stadion und außerhalb zugetragen haben. Aus unserer Aufarbeitung geht auch hervor, dass die Vorfälle erst dadurch möglich waren, weil zu keinem Zeitpunkt eine taugliche Fantrennung unter Berücksichtigung der besonderen Rivalität beider Anhängerschaften zu erkennen war. Hier stellen wir ganz klar ein organisatorisches Versäumnis unter Berücksichtigung aller sicherheitsrelevanten Punkte des Gastgebers fest“, sagte Michael Born.

„Beide Seiten sollten bei der Vorbereitung noch enger zusammenarbeiten, wenn es in Zukunft zu Aufeinandertreffen beider Vereine kommt. Wir werden jedenfalls darauf hinwirken, dass es beim nächsten Mal auch beim FC St. Pauli eine Fantrennung gibt, die den Namen verdient hat. Gleichwohl stimmt es uns sehr nachdenklich, dass die Einforderung von derartigen Maßnahmen notwendig ist, um zu verhindern, dass auf Grund der gegenseitigen Anfeindungen und Provokationen noch Schlimmeres bei zukünftigen Spielen passiert. Von daher wünschen wir uns, dass es endlich auf beiden Seiten zu einer Allianz der Vernunft kommt, wo Gewalt, menschenverachtende Provokationen und diffamierende Verallgemeinerungen der Vergangenheit angehören“, so Born weiter.

Über 300 der rund 1.700 Dynamo-Fans, die in Hamburg im Stadion dabei waren, haben den Auswärtsfragebogen des Fanprojekts Dresden ausgefüllt. Die Kolleginnen und Kollegen des Fanprojekts werden sich in die weitere Auswertung rund um die Vorkommnisse umfangreich einbringen und wollen die Auswertung der Fragebögen dann in den kommenden Tagen abschließen und veröffentlichen.

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

Weitere News

Mehr News der SGD

Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.