Verein
02. April 2022 // 09.30 Uhr

„Mein Wunsch, so etwas wieder zu erleben“

Dynamos Ehrenspielführer Ulf Kirsten hat eine bewegte Karriere hinter sich. Im exklusiven Dynamo-Interview plauderte "der Schwatte" etwas aus dem Nähkästchen.

Interview mit Ehrenspielführer Ulf Kirsten


Im Zuge des Verkaufsstarts des zweiten Teils der Retro-Box „Logo“ hat sich Dynamos Ehrenspielführer Ulf Kirsten für ein exklusives Interview mit der Sportgemeinschaft Zeit genommen. In launischer Atmosphäre sprach er über seine einzigartige Karriere, eine „Spinnerei“ die dann zum wahren Trikottraum wurde sowie die Themen Tradition und Zukunft im „Dynamoland“.Herr Kirsten, Sie haben von der Fußballwelt alles gesehen, was es zu sehen gibt. Allein für die SGD haben Sie 210 Spiele bestritten, darunter auch zahlreiche internationale Auftritte für Schwarz-Gelb absolviert. Erinnern Sie sich noch an ihr erstes internationales Tor für Dynamo?

Ja, das müsste 1985 gegen Rapid Wien gewesen sein. Im Viertelfinale des damaligen Europapokals der Pokalsieger. Wir gewannen 3:0 im Hinspiel und sind dennoch ausgeschieden. An das Tor als solches kann ich mich aber tatsächlich gar nicht mehr erinnern. Es kann sein, dass es sogar ein Kopfballtor war – aber ich habe es gerade nicht mehr vor Augen.

Ist Ihnen möglicherweise Ihr erster Treffer im damaligen „UEFA-Cup“ noch im Gedächtnis? Sie trafen vor 36.000 Fans im Rudolf-Harbig-Stadion gegen den FC Aberdeen. 

Ja, das weiß ich noch. Es war zwar nicht mein erstes internationales Tor, aber das erste in diesem Wettbewerb. Das muss 1988 im Erstrunden-Rückspiel gegen Aberdeen gewesen sein. Ein Flugkopfballtor nach einer Flanke von links. Ein schöner Treffer.

{media-left}Allgemein war die Saison 1988/89 mit eine der erfolgreichsten der Vereinsgeschichte. Am Ende stand die Meisterschaft in der DDR-Oberliga und auch im UEFA-Cup ging es bis ins Halbfinale. Was hat die Mannschaft in dieser Periode so stark gemacht?

Wir hatten in erster Linie wirklich sehr gute Spieler – auch in der Breite. Von der in Anführungsstrichen ‚12‘ bis zur ‚20‘ hätten eigentlich alle spielen können. Da hatten wir so gut wie gar kein Leistungsgefälle. Das war schon eine sehr gute und intakte Einheit. Der Zusammenhalt der Truppe hat auch herausgestochen, wir haben uns insgesamt sehr gut verstanden. Und wenn du dann einmal ins Rollen kommst und gewinnst, kannst du schnell einen Lauf bekommen. Und so war es dann auch. Fußballspielen, das konnten wir in der DDR ja auch (schmunzelt). 

Zweifelsohne. Gemessen an Ihrer Person: Sie haben auf Vereinsebene in weit über 600 Pflichtspielen über 300 Treffer erzielt. Dass man natürlich nicht mehr alle auf Anhieb parat haben kann, ist nur verständlich. Aber haben Sie die für Sie in ihrer langen und erfolgreichen Karriere wichtigsten Treffer noch vor Augen oder sind einzelne Tore für Sie gar nicht das Wichtigste?

Wenn man jetzt so im Gespräch ist, überlegt man durchaus nochmal und dann kommen natürlich auch wieder ein paar Erinnerungen hoch. Aber grundsätzlich ist es bei der Anzahl an Spielen und Toren natürlich nicht so, dass man sich an jedes einzelne erinnern kann. Das wäre ja der Wahnsinn. Wenn ich jetzt konkret an meine Zeit bei Dynamo denke, fällt mir aber spontan auch ein Tor gegen den BFC Dynamo Berlin ein. Aus 16 oder 18 Metern aus der Luft unter die Latte. Das könnte sogar mit dem linken Fuß gewesen sein. Das war wirklich ein schöner Treffer. Aber früher war für mich als Stürmer in dem jeweiligen Moment jedes Tor für sich auf seine eigene Art und Weise schön. In solchen Momenten konntest du dann auch deinen ganzen Emotionen freien Lauf lassen. Da war mir jedes Tor gleich lieb. Auch wenn vielleicht das eine auch mal wichtiger gewesen ist als das andere. 

Sie blicken gerade auf dieses Retro-Trikot. Sie und Ihre Frau Diana dürften dazu eine ganz besondere Verbindung haben, ist das richtig?

{media-right}Ja, das stimmt. Das ist eine kuriose Geschichte. Wir hatten damals immer diese alten Dynamo-Trikots. Aus einer reinen Spinnerei heraus, habe ich mich dann mit meiner Frau hingesetzt und drei oder vier verschiedene Trikots gemalt. Eben so, wie sie hätten aussehen können. Und diese ‚Entwürfe‘ habe ich dann - glaube ich - einfach mal dem Bernd Kießling in die Hand gedrückt und gesagt: ‚Hier guck mal! So könnten wir die Trikots doch auch mal machen. Das wäre doch mal eine Idee.‘

Irgendwann kamen die tatsächlich damit um die Ecke. Daran habe ich überhaupt gar nicht geglaubt, dass so etwas passieren würde. Aber scheinbar haben ihnen die Entwürfe so gut gefallen, dass sie dann in die Tat umgesetzt wurden. Und so schlecht sahen sie ja auch gar nicht aus. (lacht).

Also mussten Sie gar nicht nachhelfen, sondern haben Ihre Skizzen mehr oder weniger aus einer Laune heraus eingereicht und waren dann plötzlich gemeinsam mit Ihrer Frau Trikot-Designer von Dynamo Dresden?

Ja, damit war im Grunde überhaupt nicht zu rechnen. Das war schließlich nur eine Spielerei. Es ist auch nicht so gewesen, dass ich gesagt hätte: ‚Nächste Woche bekommen wir neue Trikots‘. Die haben es irgendwann einfach gemacht und es waren schlussendlich sogar drei Stück und mit denen haben wir anschließend auch gespielt. 

Weg vom Dynamo-Gewand und zurück zum Sportlichen: Sie zählen zu den Ehrenspielführern der SG Dynamo Dresden und genießen gerade auch hier einen enorm hohen Stellenwert. Das Thema Tradition spielt im Verein ohnehin eine besonders große Rolle. Ist es das, was den Verein aus ihrer Sicht so besonders macht?

{media-left}Man muss schon sagen, dass die Spieler aus den Sechzigern und vor allem den Siebzigerjahren diesen Verein geprägt haben, wie niemand anderes. Denen muss man unendlich dankbar sein. Wir waren eine Generation, die das weiterführen durfte. Die ältere Generation hat Dynamo Dresden zu dem Verein gemacht, der er jetzt ist. Hinzu kommt dann auch, dass ein solcher Verein wie Dynamo von den Fans lebt. Ohne sie würde die Tradition auch nicht weiterleben. Es ist unheimlich wichtig, dass das auch von außen mitgetragen wird - und das macht die Sportgemeinschaft in der Endkonsequenz auch so einzigartig.

Bezogen auf die Neuzeit. Was ist Ihr Wunsch für Dynamo in der aktuellen Phase und auch für die kommenden Jahre?

Zunächst einmal, dass Dynamo stabil in der 2. Bundesliga bleibt und vielleicht mittel- oder langfristig auch wieder in der Bundesliga spielt. Es wäre schön, wenn man das noch einmal erleben könnte und wäre eine riesige Sache - nicht nur für die SGD als solches. Man sieht ja, wie die Leute - die Fans und auch die Sponsoren - sich innerhalb des Vereins und auch drumherum für Dynamo engagieren. Allein schon dafür wäre ein Aufstieg eine Anerkennung. Eine Anerkennung für deren Leistungen. Aber an erster Stelle muss ganz klar stehen, dass man sich in der zweiten Liga stabil behauptet und sich über das Thema Abstieg erst einmal keine Sorgen mehr zu machen braucht. Alles andere ist dann weiterhin mit harter Arbeit in allen Bereichen verbunden. Das wäre mein Wunsch, so etwas wieder zu erleben.

Herr Kirsten, vielen Dank für Ihre Zeit und das interessante Gespräch.

Interview: Eric Ranninger

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

Weitere News

Mehr News der SGD

Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.