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08. August 2023 // 10.25 Uhr

„Ich spielte Handball für Dynamo“

Maria-Louise Birnbach bei ihrem Besuch im Rudolf-Harbig-Stadion. | Foto: Jens Genschmar

92-jährige ehemalige Athletin besucht Rudolf-Harbig-Stadion


Sie spielte von 1953 bis 1960 Handball für Dynamo, lebt heute in Berlin und ist auch mit 92 Jahren noch regelmäßig in Elbflorenz zu Gast. Bei einem Besuch im Rudolf-Harbig-Stadion schwelgte Maria-Louise Birnbach in Erinnerungen an eine Zeit, in der Dynamo noch kein reiner Fußballverein war.

Von Hand geschriebene Briefe sind in Zeiten von Smartphone und E-Mail eine Seltenheit geworden, auch im Leben des Traditionsbeauftragten der SG Dynamo Dresden. Umso größer war dessen Freude, als vor wenigen Wochen ein eben solcher bei ihm einging – adressiert an den „Sportfreund Jens Genschmar“.

Die Absenderin heißt Maria-Louise Birnbach, ist 92 Jahre alt und regelmäßige Leserin der „Super Illu“. Dort erfuhr sie rund um den 70. Vereinsgeburtstag unserer Sportgemeinschaft im April vom Aufruf des Dresdner Fußballmuseums, Informationen oder Fotos aus den Gründungsjahren des Vereins einzureichen, die das historische Bild der SGD vervollständigen können.

Und Birnbach lieferte. Auf einem Schwarz-Weiß-Bild, das 1958 entstanden sein muss, ist sie als Teil jener Handball-Mannschaft zu sehen, die einst stolz das „Dynamo-D“ auf der Brust trug. Von 1953 bis 1960 sei sie für Dynamo auf Torejagd gegangen, erzählt sie, bevor sie nach dem Studium ihres Mannes Tino, der als Fußballer in der Reservemannschaft der SGD kickte, nach Berlin weiterzog. Auch eine männliche Handballmannschaft habe es damals unter dem Dach der Sportgemeinschaft gegeben.

Jens Genschmar bestätigt, dass Dynamo zu Beginn ein Mehrspartenverein gewesen ist. Die Handballerinnen und Handballer spielten – damals noch auf Großfeld – im Ostragehege, ungefähr dort, wo jetzt die Nachwuchs Akademie steht. Während der Wintermonate wurde in einer Sporthalle gegenüber der Schauburg trainiert. Eine Broschüre anlässlich des 20. Vereinsjubiläums der SGD im Jahr 1973 zählt insgesamt 23 Sportarten auf, die einst unter dem Wappen der Sportgemeinschaft ausgeübt worden – darunter Faustball, Kegeln oder Gewichtheben.

Dass Dynamo heute ausschließlich Fußball spielt, hängt mit den Ausgliederungen der anderen Abteilungen in den 1960ern zusammen. Fortan agierten Handballer, Radsportler und Schachspieler unter dem Dach von Dynamo Dresden Nord, Dynamo Dresden Süd-West und vielen weiteren Stadtteil-Vereinen, die aus der SGD hervorgingen. Sie verband bis zur Wende – wie alle Dynamo-Sportvereine der DDR von Zinnwald bis Schwerin – das weinrote Logo.

Die Liebe zu Elbflorenz sei ihr nie abhandengekommen, schreibt Birnbach in ihrem Brief. Jedes Jahr komme sie zum Dixieland-Festival, vor drei Jahren habe es das letzte Treffen mit ihren ehemaligen Mitspielerinnen gegeben. Für Jens Genschmar Grund genug, die körperlich wie geistig junggebliebene Frau ins Rudolf-Harbig-Stadion einzuladen. Bei einer Führung bekam sie am vergangenen Donnerstag nicht nur Einblicke in das schwarz-gelbe Wohnzimmer, sondern auch einen Dynamo-Schal überreicht.

Für das Erbe der SGD sind Begegnungen wie diese pures Gold. Nach wie vor klaffen Lücken in den Erzählungen ihrer frühesten Epoche und immer weniger Zeitzeugen können aus eigener Erfahrung darüber berichten. Wer über Informationen, Bildmaterial oder andere Erinnerungsstücke unserer Vereinsgeschichte verfügt, ist deshalb auch weiterhin angehalten, sich mit Jens Genschmar in Verbindung zu setzen und den elften Satz unseres Leitbildes mit Leben zu füllen, in dem es unter anderem heißt: „Wir leben unsere Tradition, unseren Erfahrungsschatz geben wir von Generation zu Generation weiter.“


 

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