Gemeinsam mit Dynamos strategischem- und Umweltpartner Veolia hat die SGD erstmals ihren CO2-Fußabdruck ermittelt. Im 1. Quartal 2025 wurde nun der Abschlussbericht der Treibhausgasemissionen für die Saison 2023/24 übergeben. Zwei der Verfasserinnen haben in diesem Zuge erklärt, wie sie bei der Erstellung des Berichts vorgegangen sind.
Die Sportgemeinschaft hat in der Saison 2023/24 6.407,2 Tonnen CO2-Äquivalente verursacht. Festgehalten hat Veolia diese Zahl im Abschlussbericht zu den Treibhausgasemissionen der SGD. Federführend daran beteiligt waren Tatiana Kalinina und Andrea Heinig. Sie erläutern, was hinter einem solchen Bericht steckt.
„Das Vorgehen zu einem Treibhausgasbericht ist bei vielen Unternehmen einheitlich nach dem Greenhouse-Gas-Protokoll geregelt. Demnach werden zunächst die relevanten Kategorien definiert, anschließend Daten erhoben und analysiert, um im letzten Schritt die Emissionen zu berechnen“, so Kalinina. Etliche Daten wurden von Veolia so einbezogen, von der Verbrauchsmenge der Energie über gefahrene Kilometer bis hin zu Einkäufen und Cateringbezügen. Gelistet werden die Emissionen anschließend in drei sogenannten Scopes. Scope 1 beinhaltet die Emissionen, auf die Dynamo einen direkten Einfluss hat, insbesondere aus Verbrennungsprozessen beim Energieverbrauch. Scope 2 bezeichnet die indirekten Emissionen etwa beim Einkauf von Strom. Scope 3 listet die vor- und nachgelagerten Emissionen, welche die Sportgemeinschaft nicht unmittelbar beeinflussen kann, wie etwa die Aktivitäten von Fans oder Dienstleistern.
Für letzteren war nicht nur die Datenerhebung am anspruchsvollsten, er hat mit 90 Prozent auch den größten Anteil an den Gesamtemissionen bei der SGD. Veolia ist dabei jedoch wichtig, keinen Sündenbock zu benennen: „Fußball ohne Fans wäre wie eine Erde ohne Menschen.“ Kalinina und Heinig stellen stattdessen die Strahlkraft eines Vereins mit über 30.000 Mitgliedern heraus. „Dynamo hat eine Vorbildfunktion, mit der man unglaublich viele Menschen für das Thema sensibilisieren kann. Der Klimaschutz ist in der öffentlichen Debatte aktuell vielleicht ein wenig vernachlässigt worden, muss aber wiederbelebt werden, damit wir alle lange eine lebenswerte Umwelt vorfinden können“, erklärt Heinig. Konkrete Maßnahmen wären etwa die verstärkte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder Gruppenreisen zu den Spielen. Die Auswärtsfahrt im „Neuner“ tut also schlussendlich nicht nur dem Geldbeutel, sondern auch dem Klima etwas Gutes.
Der Vorbildfunktion wird Schwarz-Gelb indes auch an anderer Stelle gerecht. Jüngst wurde auf dem Dach des Trainingszentrums eine Photovoltaikanlage eingeweiht, die nicht nur das Gebäude, sondern auch eine Ladesäule für E-Autos mit Strom versorgt. Sukzessive erfolgt dabei auch der Umstieg zur E-Mobilität. Welche konkreten Auswirkungen das auf die kommenden Berichte haben wird, dazu will die Ingenieurin Kalinina noch keine Prognosen treffen. „Über Zahlen reden wir erst, wenn sie vorliegen“, sagt sie lächelnd und führt fort: „Der Einfluss wird aber spürbar sein.“
Dieser Einfluss ist maßgeblich und doch allein nicht ausreichend. Aktuell verursacht die Sportgemeinschaft ein Volumen von Treibhausgas-Emissionen, das sechs Mal das Rudolf-Harbig-Stadion ausfüllen könnte. „Leider ist es schwer, hier einen Vergleichswert zu anderen Vereinen herzustellen, da die Begebenheiten überall unterschiedlich sind und das Greenhouse-Gas-Protokoll gewisse Freiheiten offenlässt. Nicht immer sehen die Vereine etwa Mobilität der Fans oder die Daten des Caterers in ihrer eigenen Verantwortung“, erläutert Heinig. Einen branchenbezogenen Koeffizienten wie etwa den CO2-Ausstoß pro Stadionbesucher fände sie interessant und sieht dabei ein wenig die Verbände in der Pflicht: „Dort fließen die Daten zusammen und es wäre schön, so etwas wie einen Zielkorridor zu bestimmen.“
Das Ziel für Dynamo ist derweil schon fest definiert: Klimaneutralität bis 2035. Diese Definition bedarf jedoch einer genaueren Betrachtung. „Das heißt nicht, dass der Verein keine Emissionen mehr ausstoßen darf“, erklärt Kalinina und Heinig ergänzt: „Das Ziel sollte sein, die Emissionen in Scope 1 und Scope 2 um 90 Prozent zu reduzieren. Daran sollte der Verein bis 2030 zunächst einmal alles setzen. Für die restlichen zehn Prozent, deren Ausstoß nicht vermeidbar ist, kann der Erwerb von CO2-Gutschriften eine Option sein. Wichtig ist dabei, nicht mit einem Klimaneutralitäts-Versprechen Greenwashing zu betreiben.“
Konkrete Reduktionsmaßnahmen auf diesem Weg könnten die Umstellung auf Kreislauf- und Tauschsysteme bei bestimmten Produkten, der Einkauf von Spielerkleidung, deren Produktion weniger Emissionen verursacht oder aber das Überdenken des Energiemanagements im Trainingszentrum sein. „Dort könnte zum Beispiel die Solaranlage mit dem Warmwasser gekoppelt werden. Das muss allerdings auf seine Sinnhaftigkeit vorab überprüft werden“, schlägt Heinig vor. Auch die Speisenauswahl und das Abfallmanagement des neuen Caterers werden Auswirkungen auf Dynamos Klimabilanz haben. Kalinina betont jedoch, dass der erste CO2-Bericht nur eine Orientierung darstellt und es für die Zukunft einer verbesserten Datenlage bedarf: „Mit den Umfragen etwa zum Stadionbesuch können wir die Situation detaillierter bewerten und die Klimabilanz entsprechend jährlich anpassen. Natürlich werden wir nie alle 30.000 Stadionbesucherinnen und -besucher erreichen, aber wenn sich die Qualität der Daten verbessert, können wir auch bessere Rückschlüsse ziehen und sinnvolle Maßnahmen ableiten.“ „Diese Maßnahmen gilt es dann mit den zuständigen Akteuren gemeinsam abzustimmen. Da spielt die Stadt eine große Rolle, aber beispielsweise auch das Stadion. Eine gute Zusammenarbeit kann viel bewirken“, so Heinig abschließend.
Dieser Text erschien in umfangreicherer Form in der KREISEL-Ausgabe 08 vom März 2025. Dort ging es außerdem um den Verbrauch sowie die Funktionsweise einer Rasenheizung.