Am Sonntag empfängt die SGD den Schacht zum eigentlich 118. Sachsenderby im Rudolf-Harbig-Stadion. Aber warum „eigentlich“?Bislang unbekannte Tagebucheintrage von Dynamos erfolgreichstem Trainer Walter Fritzsch decken nun auf: Tatsächlich ist es bereits das 120. Aufeinandertreffen zwischen der Sportgemeinschaft und dem Schacht.
Im Jahr 1977 testete Fritzsch nämlich gleich zwei Mal mit seiner Mannschaft gegen die damalige BSG Wismut Aue, den heutigen FC Erzgebirge – geheim und unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Die Spiele wurden damals weder in der DDR-Tagespresse angekündigt, noch wurde anschließend ein Ergebnis veröffentlicht. Die Partien blieben unter Verschluss. Bis jetzt.
Am Samstag, dem 8. Januar 1977, entschied Dynamo das erste der zwei bislang unbekannten Testspiele gegen die BSG mit 3:1 für sich (Anpfiff: 10 Uhr).
Und auch am Freitag, dem 23. September 1977, war Schwarz-Gelb erfolgreich. 5:4 gewann Dresden gegen die Betriebssportgemeinschaft (Anpfiff: 14.30 Uhr).
Fritzsch führte in seiner Amtszeit bei Dynamo zwischen Juni 1969 und Juni 1978 regelmäßig Testspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit durch, um Spielern, die in den Pflichtspielen zuvor selten oder gar nicht zum Einsatz kamen, eine entsprechende Spielpraxis zu ermöglichen.
In den von ihm akribisch geführten Trainer-Tagebüchern notierte Fritzsch dann häufig „Dynamo Dresden Rest“ und fügte den entsprechenden Gegner ein. Aus seiner Sicht besonders schwache Spieler bekamen übrigens einen Extra-Vermerk im Tagebuch.
08.01.1977 Schneefall
Musste eine „Rodibur“ nehmen (Anmerkung: war wahrscheinlich krank)
06:30 Harnstoffabnahme, Frühsport
08:00 Kaffeetrinken
08:30 Holte uns der Wismut-Bus ab
09:20 In Aue – Begrüßte mich Steinbach
10:00 Trainingsspiel auf Schnee Aue 3:1 gewonnen – war i.O.
11:55 Fuhren zurück
14:00 Zu Hause. Mein Frauchen war gebaden. Soll Aue übernehmen.
15:00 Fuhren nach Dessau (private Familienfeier)
23.09.1977 teils heiter 13 Grad, Aue
Noch müde, Gymnastik
06:30 Tranken Kaffee
06:40 Spazierte zum Stadion (Anmerkung: Fritzsch wohnte in einem der Hochhäuser in unmittelbarer Stadionnähe)
07:00 Parteiversammlung – Kampfaufträge diskutiert
09:10 Theorie: Spiel Wismut Aue
11:00 Mittagessen
11:30 Fuhren nach Aue
Sprach mit Steinbach (dann zwei weitere Namen)
1 Kiste Bier und Schnaps
14:30 Wismut Aue – Dynamo Rest 4:5 (1:2)
Ausfälle: Vorwerg, Trautmann, Döschner (im Sinne von schlecht gespielt)
1 Kiste Bier (unleserlich)
16:50 Fuhren nach Hause
Zu Hause
Fernsehen
22:00 Ins Bett
Die privaten Aufzeichnungen und Tagebücher von Walter Fritzsch sind oftmals die einzigen Quellen, die bei solchen, bislang unbekannten Themen aus der entsprechenden Zeit fundierte Angaben enthalten.
Kurz vor seinem Ableben 1997 hat er einige dieser Tagebücher übrigens an ehemalige Spieler und Weggefährten verschenkt. Der andere Teil der Aufzeichnungen befindet sich aktuell im Besitz des freien Journalisten und Autoren Uwe Karte, der Dynamo seit über 25 Jahren begleitet und den Nachlass von Fritzsch verwaltet.
Karte war es auch, der Dynamos Chefstatistiker Ronny Günther ermöglicht hat, die Tagebücher einzusehen. Günther wiederum entdeckte mit seiner gewohnt akribischen Art in bester Detektiv-Manier die Eintragungen zu den bisher unbekannten Testspielen gegen die Erzgebirger.
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