Er kam zu Dynamo, als der Verein am Boden lag und erweckte die Sportgemeinschaft zu neuem Leben. Am heutigen Freitag feiert Christoph Franke seinen 80. Geburtstag.
Viereinhalb Jahre saß Christoph Franke bei Dynamo auf dem Trainerstuhl, der bis zu seiner Amtsübernahme eher einem Schleudersitz glich. Zwischen 2001 und 2005 trug Franke bei 155 Pflichtspielen die Verantwortung. Zum Vergleich: Bei den 155 Partien vor seinem Dienstantritt hatten sieben verschiedene Cheftrainer auf der Bank Platz genommen. Bis heute ist Franke der dienstälteste Trainer der Nachwendezeit.
Nicht nur die Dauer, auch der Erfolg seiner Amtszeit in Dresden machen ihn zu einem der wichtigsten Übungsleiter der Vereinsgeschichte. Bereits in der ersten Saison 2001/02 schaffte er über die Relegation gegen die Amateure von Hertha BSC Berlin die Rückkehr in die drittklassige Regionalliga. Dort stabilisierte er den Verein zunächst, ehe im Spieljahr 2003/04 der erstmalige Aufstieg in die 2. Bundesliga gelang. In dieser landete Schwarz-Gelb im Sommer 2005 auf Tabellenplatz 8 und damit in der oberen Tabellenhälfte.
Ronny Rehn, Präsident der SG Dynamo Dresden, sagt: „Wenn ich an Christoph Franke denke, kommen mir viele Spiele in den Kopf, in denen unser Verein zurück auf die Landkarte des deutschen Fußballs gehievt wurde. Mit zwei späten Toren in Hoyerswerda sicherten wir uns 2001 die Oberliga-Meisterschaft, in engen Relegationsspielen gegen Hertha BSC II schafften wir den Aufstieg in die Regionalliga. Nach dem torlosen Unentschieden im Jahn-Sportpark, das nach dem 1:0-Sieg aus dem Hinspiel reichte, feierten tausende Dynamo-Fans auf dem Rasen nach Jahren der sportlichen Tristesse endlich wieder einen großen Erfolg. Mir kommt das Spiel gegen Neumünster in den Kopf, wo wir zwei Jahre später im mehr als ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion den angesichts von drei Punkten und 13 Toren Vorsprung fast sicheren Aufstieg in die 2. Bundesliga feierten, zum ersten Mal in unserer Vereinsgeschichte. Auch dort erlebten wir Festtage in Schwarz und Gelb. Ich denke an Heimsiege gegen den 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt oder den SC Freiburg und nicht zuletzt natürlich an den Auswärtssieg bei 1860 München, als im September 2005 mehr als 20.000 Dresdner die Allianz-Arena in unseren Farben erstrahlen ließen. Christoph Franke übernahm 2001 eine Mannschaft, die eigentlich gar nicht mehr existierte. Mit viel Gespür baute er hoffnungsvolle Talente aus dem eigenen Nachwuchs ein und überzeugte in enger Zusammenarbeit mit Manager Siegmar Menz erfahrene Spieler, in Dresden anzupacken und Dynamo in den professionellen Fußball zurückzuführen. Wir können ihm bis heute dankbar sein, denn klar ist: Ohne seine Arbeit in der ersten Hälfte der 2000er wäre Dynamo Dresden in seiner heutigen Form kaum vorstellbar. Er hatte maßgeblichen Anteil daran, dass wir diese schwierige Phase überstanden und wieder zu einer Adresse im deutschen Fußball wurden. Zu seinem 80. Geburtstag wünsche ich Christoph Franke im Namen der gesamten Sportgemeinschaft von Herzen alles Gute, viel Gesundheit und Freude im neuen Lebensjahr.“
Geschichte schrieb auch die Entlassung des bodenständigen Übungsleiters, der im westsächsischen Mülsen St. Jacob geboren wurde und vor seiner Zeit in Dresden viele Jahre als Co- und Cheftrainer für den Chemnitzer FC arbeitete. Nach der 2:3-Niederlage gegen Unterhaching am 20. November 2011, der fünften in Folge, war ein vorher formuliertes Ultimatum eigentlich abgelaufen. Hunderte Fans verharrten aber nach Abpfiff im Stadion und forderten lautstark, am Trainer festzuhalten. Geschäftsführer Volkmar Köster schickte also den bereits nebenan wartenden Nachfolger Frantisek Straka nach Hause und machte mit Franke weiter. Eine wohl einmalige Geschichte im deutschen Fußball. Drei Wochen später musste er dann schließlich doch seinen Hut nehmen. Seine Verdienste um die Sportgemeinschaft aber werden für immer in würdiger Erinnerung bleiben.