Verein
12. März 2013 // 20.10 Uhr

Alles klar in Christoph Frankes Hasenstall

Der 4. Traditionsabend der SG Dynamo Dresden ist Geschichte


Am Montagabend fand in der Comödie Dresden der 4. und letzte Traditionsabend der SG Dynamo Dresden statt. Unter der beredten Moderation des MDR-Duos Gert Zimmermann und Uwe Karte führte die Zeitreise anlässlich des Jubiläumsjahres der Sportgemeinschaft durch das letzte Viertel der Vereinsgeschichte. Auf den Kanapees vor dem mit über 500 Zuschauern fast ausverkauften Saal nahmen diesmal drei Akteure Platz, die an der Renaissance von Fußball-Dresden vor etwa einem Jahrzehnt einen großen Anteil hatten. Allerdings begann die Veranstaltung mit einem taktischen Wechsel: Anstelle des Mittelfeldspielers Maik Wagefeld, der seine Teilnahme krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste, wurde Abwehrrecke Volker Oppitz aufs Parkett geschickt. Neben ihm nahm mit Christoph Franke der Vater der beiden Aufstiege 2002 (von der Oberliga in die Regionalliga) und 2004 (von der Regionalliga in die 2. Bundesliga) Platz. Das Podium komplettierte René Beuchel, der bereits von 1992 bis 1995 für die Schwarz-Gelben in der Bundesliga gespielt und nach seiner Rückkehr an die Lennéstraße ebenfalls großen Anteil am Aufstieg in die 2. Liga hatte.

Schon kurz nach 19 Uhr waren die meisten Gäste einer ihrer drängendsten Fragen ledig: Christoph Frankes Hasen geht es gut. Was sich bei den Herren Wagefeld (Zwillinge) und Oppitz (drei Kinder) zuhause ereigne, das finde bei Frankes im Hasenstall statt, so der gebürtige Mülsener süffisant. Franke freute sich sichtlich über den warmen Empfang, den ihm das Publikum bereitet hatte, und bedankte sich mit zahlreichen Anekdoten. Zu einem guten Teil handelte diese von den orientalischen Verhandlungskünsten des ehemaligen Dynamo-Managers Siegmar Menz. „Der hat es geschafft, dich in deinen Gehaltsvorstellungen zu drücken und dich trotzdem mit einem guten Gefühl nach Hause gehen zu lassen“, berichtete Franke zum Vergnügen des Publikums. Etwas geradliniger war da wohl der ehemalige Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster, der bei dem Treffen vor Frankes Verpflichtung im „Schwarzen Ross“ zu Siebenlehn dem designierten Cheftrainer direkt ins Gesicht sagte, ,Herr Franke, wir sind pleite‘. „Vorher hat er mich aber schon noch begrüßt“, schmunzelte Franke.

Dass Köster womöglich noch untertrieben hatte, zeigte sich nicht nur in Spielergrundgehältern, die Franke dazu veranlassten, dem einen oder anderen (Daniel Ziebig) mal spontan mit 20 Euro aus der Privatschatulle auszuhelfen. Die chronisch klammen Kassen brachten auf kuriose Art und Weise auch den Aufstieg in die Regionalliga 2002 in Gefahr. „Vor dem entscheidenden Relegationsspiel gegen die Hertha-Bubis waren wir im Sportzentrum Kienbaum. Als wir dann nach Berlin fahren wollten, blieb der Schlagbaum unten. Die Rechnung vom letzten Winter war noch nicht bezahlt“, erinnert sich Franke. Zum Glück saß damals ein Sponsor mit im Bus, der die Ausstände umgehend begleichen und so die Tür in die 3. Liga sprichwörtlich wieder öffnen konnte.

Froh darüber, dass sich die Tür wieder öffnete, dürften auch Volker Oppitz, René Beuchel und ihre Mannschaftskameraden gewesen sein, als Teamarzt Dr. Sigurd Hegner sie aus der Kältekammer herausließ. Nur in Badehose, Schuhwerk, Mütze und Handschuhen bekleidet schickte Franke die Spieler seinerzeit in die minus 110 Grad Celsius kalte Kühlbox. In einem der zur Illustration des Abends abermals hervorragend beitragenden Filmausschnitte erklärte Dr. Hegner die Maßnahme aus der Sicht des Mediziners und hielt dabei die Tür der Kammer von außen zu.

Ohne die seltenen Fernsehaufnahmen hätte man wohl auch kaum jemandem anschaulich erklären können, was sich am 29. August 2004 im Rudolf-Harbig-Stadion zugetragen hat: Ein tiefenentspannter Günter Lacher, seines Zeichens Platzwart kurz vor dem Ruhestand, schob in aller Seelenruhe eine halbkaputte Abkreide-Maschine über den Rasen und übertünchte mit grüner Kreide die Linien, welche von einem vorher ausgetragenen Football-Spiel noch „übrig“ waren. Mit dezenter Fassungslosigkeit spornte ihn dazu Manfred Amerell an, der den Hut von Seiten des DFB auf hatte. Dynamo war wieder mal in aller Munde.

Der Reigen von Anekdoten ließe sich beliebig fortsetzen. Für Lacher sorgten auch Frankes Erinnerungen an Publikumsliebling Daniel Jules Wansi: „Der hat im Training die Bälle am Tor vorbei gesemmelt, dass es eine wahre Freude war. Aber geärgert hat er sich kein einziges Mal.“ Manche Dinge bleiben eben auch solchen alten Hasen wie Christoph Franke unerklärlich.

Um halb elf war klar, dass auch der letzte Teil der Zeitreise durch 60 Jahre Dynamo-Historie einmal zu Ende gehen muss. Nicht alle Geschichten konnten erzählt, nicht alle Bilder gezeigt werden. Dennoch hoffen wir, dass alle Besucher der Dynamo-Traditionsabende auf ihre Kosten gekommen sind und es schlicht und einfach mit Peter Kotte halten. Die Moderatoren hatten den ehemaligen Dynamo-Sturmtank auf die Bühne gebeten, erzählt, wie man ihn auf dem Fußballplatz mutwillig zum Invaliden getreten hatte und ihn gefragt, welches Fazit er für sich selbst ziehe: Auch wenn dieser Moment ein wenig konstruiert war – die Antwort des alten Haudegens packte wohl jeden im Saal beim Herzen: „Ich bin zufrieden.“

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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