„Wir müssen in unserer Situation nicht großartig um den heißen Brei reden“, sagte Peter Pacult vor dem Spiel gegen den SC Paderborn. „Wir wissen, was zu tun ist, und müssen gewinnen. Wir brauchen die drei Punkte auf unserem Konto.“ Nach 60 Sekunden hatte der Dynamo-Trainer die aus seiner Sicht wesentlichen Dinge für die Partie gegen die Ostwestfalen auf der Pressekonferenz vor dem Spiel am Donnerstag ausgesprochen. Beim Blick auf den Tabellenstand der Schwarz-Gelben und das restliche Saisonprogramm ist wohl auch kaum ein alternativer Blickwinkel erlaubt. Denn bei nur noch drei ausstehenden Spielen benötigt Dynamo tatsächlich am besten nur noch Siege, um den drohenden Relegationsplatz vielleicht doch noch hinter sich zu lassen. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, die maximal noch mögliche Punktzahl zu erreichen“, meinte auch Abwehrspieler Romain Brégerie und teilte mit, dass die Mannschaft daran glaubt, eine kleine Serie starten zu können, „ um mindestens sieben, vielleicht auch neun Punkte zu holen.“
Mit zwei Heimsiegen gegen Sandhausen und Hertha sowie einem Unentschieden gegen Ingolstadt gelang dem Team dieses Vorhaben schon Ende Februar und Anfang März. Bis zur Niederlage in Frankfurt am vergangenen Samstag blieben die Schwarz-Gelben ebenfalls drei Mal ungeschlagen, konnten gegen St. Pauli und Cottbus zuhause jeweils gewinnen und bei Union Berlin immerhin einen Zähler für sich verbuchen. „Wir haben bewiesen, dass wir das können“, blickte der französische Abwehrspieler zurück. „Wir wissen genau, dass es schwer wird, aber wir arbeiten jeden Tag dafür, dass wir es schaffen.“ Gegen den SC Paderborn soll ein Sieg her – egal wie. Denn die Luft ist dünner geworden und der Druck auf die Spieler nach der Niederlage in Frankfurt nochmals gestiegen. „Damit müssen wir jetzt leben“, meinte Brégerie, „aber schlimmer wäre es, wenn wir Angst hätten.“ Davon ist allerdings beim Innenverteidiger nichts zu spüren, der selbstbewusst und kämpferisch über die derzeitige Situation spricht.
Am Freitagabend ab 18.00 Uhr treffen die Schwarz-Gelben auf die Ostwestfalen, die bisher bei allen drei Zweitliga-Partien in Dresden als Sieger vom Platz gingen. Der letzte Heimerfolg für Dynamo liegt mittlerweile fast neun Jahre zurück. Im April 2004 gewann Dresden mit 2:1 gegen Paderborn und stieg am Ende in die 2. Liga auf. Ignjac Kresic sicherte durch einen gehaltenen Elfmeter die von René Beuchel erzielte Führung, kurz darauf musste Rico Kühne mit Gelb-Rot vom Platz. Trotz Unterzahl erhöhte Christian Fröhlich in der zweiten Halbzeit auf 2:0, ehe Mahir Saglik eine Viertelstunde vor Schluss zum Anschluss traf. Mit Kampfgeist sowie einer geschlossenen Mannschaftsleistung hielt Dynamo den knappen Vorsprung und die Fans durften am Ende jubeln.
Für das anstehende Spiel am Freitag sind bereits über 28.000 Karten abgesetzt worden. Die Kulisse für ein spannendes und packendes Zweitliga-Spiel ist damit garantiert und dürfte für die Spieler zusätzlicher Ansporn sein, um alles in die Waagschale zu werfen, was das dynamische Fußballkönnen anzubieten hat. Romain Brégerie erwartet eine spielstarke Paderborner Mannschaft und sieht darin einen Vorteil: „Sie warten nicht nur ab, sondern denken offensiv. Dadurch bieten sie auch Räume, die wir nutzen können. Das ist besser für uns“, schätzte der Franzose ein.
Wen Dynamo-Coach Peter Pacult aufbieten wird, wollte er wie immer vorher nicht verraten. „Das werden wir morgen bei der Aufstellung sehen“, hielt sich der 53-Jährige bedeckt. Offene Fragen gibt es einige. Klar ist jedoch, dass Cristian Fiel als Leitwolf im defensiven Mittelfeld nach seiner fünften gelben Karte fehlen wird. Ob Pacult diese Position allerdings neu besetzt oder stattdessen vielleicht einen zweiten Stürmer bringt, ließ er sich nicht entlocken. Mit der Rückkehr von Robert Koch ins Mannschaftstraining hat der Trainer eine zusätzliche Option erhalten. Nach seinem ersten Zweitliga-Auftritt in Frankfurt hat sich offensiv auch Dmitri Khlebosolov ins Blickfeld gespielt und könnte vielleicht zu seinem Heimspiel-Debüt kommen.
Paderborn selbst muss für das Spiel in Dresden auf drei Stammkräfte verzichten. Brückner und Vrancic sitzen eine Gelbsperre ab, Naki kassierte im letzten Punktspiel gegen Aalen einen Platzverweis. Neben der Tatsache, dass die Ostwestfalen zumindest in Dresden als Angstgegner gelten, konnten sie ihre Auswärtsstärke in dieser Saison auch bei anderen Gegnern unter Beweis stellen. Auf dem Konto stehen sechs gewonnene Spiele in der Fremde. Dieser Wert wird nur von den beiden Aufsteigern Braunschweig und Hertha BSC übertrumpft. Allerdings sind die Schützlinge von Trainer Stephan Schmidt seit fünf Spielen ohne Sieg, in den letzten acht Partien gab es sogar nur einen Dreier. Im Hinspiel trennten sich beide Vereine mit 2:2. Idir Ouali und Lynel Kitambala trafen für Dynamo ins Tor.
Nach den zuletzt wenig erfreulichen Heimspielen gegen Paderborn könnte der Moment jetzt nicht besser und passender sein, um den berühmten Bock endlich umzustoßen. Mit Unterstützung der Anhänger, die wohl für einen neuen Zuschauerrekord für eine Begegnung mit den Ostwestfalen sorgen werden, ist diese Aufgabe zu meistern. Vielleicht können die Dynamo-Fans diesmal das Stadion auch aus erfreulicheren Gründen in eine besondere Stimmung versetzen. Legendär wurde die Atmosphäre am 2. November 2008. Damals kickten die Schwarz-Gelben auf einer Baustelle und mussten gegen Paderborn eine bittere 0:3-Pleite einstecken. Wer sich an dieses Spiel noch erinnern kann, wird wissen, was geschah. Ohne den Hauch einer Chance lag Dynamo mit zwei Treffern zurück, als plötzlich auf den Rängen erst von einem Einzelnen, später von den meisten der über 8.000 Zuschauer eine bis heute wohl unvergessene Atmosphäre ausging. Zur Melodie von „Kumbaya“ stimmte das ganze Stadion in einen dynamischen Dauergesang ein, der bis weit nach Abpfiff für Gänsehaut sorgte und in seiner Art bis heute fasziniert. Der Blick zurück auf diese emotionalen Momente soll die aktuelle Lage zwar nicht verklären. Er enthält jedoch diese eine unsichtbare positive Kraft, die in der Sportgemeinschaft steckt und stets dann zu Tage tritt, wenn der Verein die großen und schwierigen Herausforderungen auf seinem Weg durch den Fußballsport bestreiten muss. Das Motto bei Dynamo lautet derzeit „Abstiegskampf“, aber es ist eben genau die Aufgabe, die gemeinsam angenommen werden muss – von den Spielern auf dem Platz und den Fans auf den Rängen.
Anpfiff der Partie zwischen der SG Dynamo Dresden und dem SC Paderborn ist um 18.00 Uhr. Die Stadiontore öffnen zwei Stunden vorher, der VIP-Bereich um 16.30 Uhr. Bisher wurden 28.000 Karten für das Spiel verkauft. Aus Paderborn werden etwa 100 Gästefans erwartet. Die erste Tageskasse öffnet am Spieltag im Kassenbereich Lennéplatz ab 10.00 Uhr, alle anderen Kassen ab 16.00 Uhr. Geleitet wird die Begegnung von Schiedsrichter Daniel Siebert aus Berlin.
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