Es passierte in den letzten Jahren nicht allzu oft, dass die SG Dynamo Dresden wie schon im Gründungsjahr 1953 am Vereinsgeburtstag auch ein Pflichtspiel bestreiten durfte. Vor 60 Jahren fand nach der feierlichen Übergabe der neuen SGD-Fahne im Filmtheater Schauburg am Nachmittag auf dem Fußballplatz eine Partie gegen Aktivist Brieske-Ost statt. Es gab ein torloses Unentschieden. 49 Jahre später kickten die Schwarz-Gelben in der vierten Liga und holten im Kampf um den Aufstieg einen souveränen und vorentscheidenden 2:0-Sieg beim Mitkonkurrenten Carl Zeiss Jena. Über 4.000 Dynamo-Fans brachten das Abbe-Sportfeld an diesem Tag stimmungstechnisch zum Beben, die Mannschaft um die Torschützen Volker Oppitz und Steffen Heidrich die Gastgeber spielerisch zur Verzweiflung.
Ein Jahr später wiederholte sich das Szenario. Dynamo wurde 50, ein halbes Jahrhundert alt, und traf auswärts auf die Amateure des Bundesligisten Bayer Leverkusen. Weltmeister Lucio und weitere Spieler, die sich später im Oberhaus etablieren konnten (Adler, Vranjes, Callsen-Bracker, Brdaric) ließen den Auftritt in der Bay-Arena zur schwarz-gelben Herausforderung werden. Nach 80 Minuten Fußball-Magerkost servierte Rene Beuchel den 3.000 eigenen Anhängern im Stadion die Geburtstagstorte. Mit einem herrlichen Treffer aus der Distanz unter die Latte brachte „Bauch“ auch die übermüdeten 1.000 Fans in Exstase, die 14 Stunden vorher mit dem „Feldi-Express“ in Dresden aufbrachen und „24 Stunden Fahrt für 90 Minuten wegen 50 Jahre Dynamo“ auf sich nahmen.
Im 60. Jahr der Sportgemeinschaft dürfen sich die Fans nun erneut auf einen Leckerbissen zum Geburtstag freuen. Die Schwarz-Gelben treten auswärts beim 1. FC Union Berlin an. In der Woche nach dem emotionalen Spiel gegen St. Pauli war die Laune in der Mannschaft sehr gut, wie Filip Trojan beschrieb: „Wir haben uns gefreut, dass wir endlich gewonnen und Tore geschossen haben“, sagte der Tscheche, der mit seinem Fallrückzieher die Wende gegen die Kiez-Kicker einleiten konnte. Zu lange feiern wollte die Schützlinge von Trainer Peter Pacult jedoch nicht, wie Trojan versicherte. „Die Konzentration lag auf dem anstehenden Spiel, das für uns nicht einfach wird“, machte der frisch gebackene Vater eines Sohnes deutlich und sprach dabei von einem gestärkten Selbstvertrauen, das sich die Mannschaft mit dem Sieg gegen St. Pauli zurückgeholt hat. „Ich bin mir sicher, dass wir das auch gegen Union zeigen werden“, ließ er noch wissen, ohne zuviel zu versprechen. „Ich kann jetzt viel erzählen, aber wir müssen es dann auf dem Platz auch machen.“ Dabei stellte er auch klar, dass die Spieler den Geburtstag des Vereins nicht so sehr im Fokus haben, wie die Fans. „Das ist eine tolle Sache, aber das Wichtigste für uns sind die Punkte“, sagte der Mittelfeldspieler, der mit einem guten Gefühl nach Berlin fährt. „Man hat gesehen, dass wir gegen St. Pauli vielleicht nicht spielerisch geglänzt, dafür aber läuferisch und kämpferisch überzeugt haben“, blickt er zurück und spricht von Leben in der Mannschaft, in der jeder kapiert hat, dass es nicht anders geht. „Ich habe so ein Gefühl, dass es bei jedem angekommen ist.“
Auf ein mögliches Geburtstagsgeschenk der Gastgeber wird Dynamo in der „Alten Försterei aber vergeblich hoffen. Die „Eisernen“ gehören zu den fünf besten Heimteams der Liga. Zwar scheint der zwischenzeitliche Sprung auf den Platz 3 außer Reichweite, doch Trojan hat das passende Argument parat, weshalb die Berliner das Spiel genauso gewinnen wollen: „Letztes Jahr waren wir selbst auch schon durch und haben trotzdem bis zum Schluss alles gegeben und gegen gute Gegner noch unsere Punkte geholt.“ Auch Peter Pacult erwartet in der „Alten Försterei“ einen Kontrahenten, der wie St. Pauli aggressiv auftreten wird, „um die Räume eng zu machen und draufgeht“. Der Coach will sich zudem nicht von der positiven Stimmung im Umfeld beeinflussen lassen und sieht nach dem fulminanten letzten Sieg keinen Grund, in Jubel auszubrechen: „Ich habe das nach dem Hertha-Spiel nicht getan und immer gesagt, das wird ein harter Weg.“ Der Österreicher hat seine Meinung nicht geändert und möchte alles ausblenden, „was ich selbst nicht beeinflussen kann, was war und was noch kommt.“
Im Mannschaftskader sieht er keine Veranlassung, etwas zu verändern. Alle 20 zur Verfügung stehenden Spieler der Vorwoche könnten auch diesmal mit dabei sein, wenn Dynamo in der Wuhlheide das Unterfangen antritt, endlich mal wieder Punkte mit nach Dresden zu nehmen. Zuletzt gelang das 1999 mit zwei Unentschieden, der letzte Sieg liegt dagegen sogar noch ein Jahr länger zurück. Neben diesem gibt es weitere gute Gründe, gegen Union zu gewinnen. An erster Stelle steht natürlich der nach wie vor brisante Kampf um den Klassenerhalt, wo jeder Punkt am Ende Gold wert sein kann. Dynamo feiert Geburtstag, nicht irgendeinen, sondern den 60. Ein Geschenk in Form eines Dreiers käme da wie gerufen, zumal es die Serie der erfolgreichen Spiele am 12. April, an einem Tag wie diesem, fortzusetzen gilt. Die Schwarz-Gelben bestritten bisher in ihrer Zweitliga-Geschichte insgesamt 65 Auswärtsspiele, von denen sie elf gewannen. Es wird also Zeit für den zwölften Sieg am 12.4., passend zum runden Jubiläum. Das hätte einen weiteren symbolischen Effekt zur Folge. Gewinnt Dynamo am Freitagabend in der „Alten Försterei“, wären das die Zweitliga-Auswärtspunkte 51 bis 53.
Schiedsrichter der Partie wird Dr. Jochen Drees aus Münster-Sarmsheim sein. Der Anpfiff erfolgt um 18.00 Uhr, die Stadiontore werden bereits 16.30 Uhr geöffnet. Das Stadion ist restlos ausverkauft. Etwa 2.080 Dynamo-Fans werden ihre Mannschaft vor Ort unterstützen. Im Sonderzug nach Berlin und im Gästebereich wird im Rahmen des Vereinsjubiläums eine Sonderausgabe des Dynamo-KREISEL verkauft.
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