1. Mannschaft
13. Februar 2021 // 11.30 Uhr

„Im Dresdner Tatort würde ich gern eine Rolle spielen“

Rechtsverteidiger Robin Becker hat die Operation an seinem rechten Knie gut überstanden. | Foto: Steffen Kuttner

Interview mit Rechtsverteidiger Robin Becker


Ende Januar verletzte sich Rechtsverteidiger Robin Becker in einem Zweikampf im Training am rechten Knie. Nur wenige Stunden später folgte nach eingehenderen Untersuchungen im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden die niederschmetternde Diagnose: Ein Kreuzbandriss bedeutete das vorzeitige Saisonaus für den 24-Jährigen.Am 25. Januar wurde Robin Becker in Augsburg von Knie-Spezialist Dr. Boenisch erfolgreich operiert und begann direkt im Anschluss zurück in Dresden mit Dynamos Physiotherapeut Tobias Lange erste Reha-Maßnahmen.

Wir haben mit dem Außenverteidiger im Interview über seine schwere Verletzung und deren Folgen gesprochen. Dabei erzählt der Rheinländer was ihm im ersten Moment nach der Diagnose durch den Kopf ging, wie die Operation verlief und wie die ersten Schritte auf dem langen Weg zurück aussehen.

Wie geht es dir, Robin?

Tatsächlich geht es mit gerade ganz gut, auch wenn die ersten Tage unmittelbar nach der Operation schwierig waren. Aber ich bin ganz optimistisch gestimmt und blicke nach vorn, auch wenn es noch ein langer Weg zurück für mich wird.

{media-left}Welche Erinnerungen verbindest du mit dem Moment der Verletzung?

Ich wollte nach dem Zweikampf und einem kurzen, aber deutlichen Schmerzempfinden eigentlich weitertrainieren. In dem Moment, wo mir die Diagnose dann mittgeteilt wurde, sind zwei Welten in meinem Kopf aufeinandergeprallt. Da bin ich innerlich zusammengebrochen und habe ein paar Augenblicke für mich allein gebraucht. Am Abend des gleichen Tages begann ich aber schon so langsam das Geschehene zu akzeptieren.

Was ging dir durch den Kopf?

Im ersten Moment war es ein großer Schock und es gingen mir tausend verschiedene Gedanken durch den Kopf, was alles auf mich in den nächsten Wochen und Monaten zukommt. Ich hatte einen anderen Plan und wollte als Spieler auf dem Platz aktiv mit meinen Leistungen dazu beitragen, dass Dynamo Dresden in dieser Saison wieder in die 2. Bundesliga aufsteigt.

Was macht das psychisch mit einem Leistungssportler, wenn man sich so schwer verletzt?

Ich habe bereits in jungen Jahren Erfahrungen damit sammeln müssen, wie es ist, wenn man monatelang aufgrund einer Verletzung nicht Fußballspielen kann und fernab der Mannschaft in der Reha allein für sich arbeitet. Dieser Bruch der Routine ist für den eigenen Kopf nur sehr schwer zu akzeptieren, weil man als Leistungssportler seit der Jugend einen komplett anderen Rhythmus in seinem Alltag gewöhnt ist.

{media-right}Was war das für eine Verletzung?

Ich hatte als 18-jähriger U19-Spieler von Bayer Leverkusen mal über ungefähr zehn Monate mit einer Schambeinentzündung zu kämpfen. Die Verletzung war nicht dramatisch, aber es hat sehr lange gebraucht, bis ich wieder Fußballspielen durfte. Keiner konnte mir damals sagen, wie lange so etwas dauert. Am Ende musste ich fast ein Jahr pausieren. So etwas prägt dich in diesem Alter natürlich auch als Mensch.

Wie verlief die Operation in Augsburg?

Ich war erst einmal sehr froh und dankbar, dass ich bereits vier Tage nach der Verletzung einen Termin für den Eingriff bei Dr. Boenisch bekommen habe. Das Krankenhaus und die Ärzte waren allesamt top. Es lief alles nach Plan und ich bin glücklich, dass ich dadurch schnell wieder nach vorne schauen konnte.

Wie wichtig ist Vertrauen, wenn man sich einem solchen Eingriff unterziehen muss?

Sehr wichtig. Das hilft auch dem eigenen Kopf, wenn man weiß, dass der Operateur unter anderem schon viele namhafte Fußballer auf seinem Operationstisch liegen hatte und sie danach eine erfolgreiche Karriere absolviert haben.

{media-left}Wie waren die ersten Schritte nach der Operation?

Die ersten zwei Tage waren schrecklich, weil ich nicht mal allein auf Toilette gehen konnte. Es hat gedauert, bis ich wieder einen Socken allein anziehen konnte. Das klappt aber inzwischen wieder ohne Hilfe. Es sind die kleinen Dinge, an denen man sich direkt nach so einer Operation hochziehen kann. Meine Freundin Anna ist mir gerade im Alltag auch eine große Unterstützung.

Eine solch schwere Verletzung bedeutet im Leben eines Leistungssportlers eine absolute Vollbremsung. Wie sehr fehlt dir Bewegung und das Auspowern in deinem Alltag?

Dieser Aspekt ist ganz schwer zu akzeptieren, weil hier die Physis direkt auf die Psyche trifft. Wenn du es gewohnt bist, jeden Tag körperlich zu arbeiten, fällt es dir unglaublich schwer, wenn plötzlich alles stillsteht. Man kann in dieser Phase dem eigenen körperlichen Verfall regelrecht zusehen und spürt, wie schnell sich Muskeln zurückbilden. Als Sportler baust du über einen langen Zeitraum durch Training eine bestimmte Substanz auf und in kürzester Zeit ist fast alles wieder weg. Wenn ich abends im Bett liege, dann merke ich besonders, dass mir etwas fehlt, weil ich gar nicht richtig müde und erschöpft bin.

Hast du dir irgendeinen neuen Zeitvertreib zugelegt, um dich vor allem mental etwas zu verausgaben?

Ich habe mir ein paar Bücher bestellt, versuche viel zu lesen und habe nebenbei ja noch mein Studium der Sozialen Arbeit, worauf ich mich nun auch etwas mehr fokussieren kann. Ansonsten versuche ich ein bisschen Meinungsbildung zu betreiben und schaue gern Dokumentationen und Reportagen. Es ist aber natürlich alles etwas öde, wenn man dabei immer nur liegt.

Was liest du gerade für ein Buch?

Aktuell lese ich „Ein verheißenes Land“, das neue Buch von Barack Obama.

{media-right}Spannendes Buch einer großen Persönlichkeit …

Absolut. Ich bin noch ganz am Anfang, aber es ist interessant, mehr über diesen Menschen, seine Familie und deren Lebensgeschichte zu erfahren.

Welche Dokumentationen stehen bei dir gerade auf der Playlist?

Ich bin momentan so ein bisschen in die Kriminal-Richtung abgedriftet. (lacht)

Wäre „Kriminalkommissar Becker“ eine mögliche Alternative zur Fußball-Karriere gewesen?

(Schmunzelt) Das hätte ich zumindest nicht ausgeschlossen. Im Dresdner ARD-Tatort würde ich jedenfalls gern eine Rolle spielen. (lacht) Tatort-Inspektoren sind meist ganz spannende Charaktere. Aber ich wäre wohl eher in die soziale Richtung gegangen, daher habe ich mich auch für dieses Fernstudium entschieden.

Reflektiert man im Zuge einer solch schweren Verletzung noch mal viel intensiver, welch großes Privileg der Beruf als Fußballer ist?

Man denkt schon darüber nach und ich reflektiere das auch genauso. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Beruf ausüben darf. Mein Freundeskreis besteht zum großen Teil aus Menschen, die nichts oder nur wenig mit dem Fußball zu tun haben. Das erdet einen von ganz allein. Außerdem beobachtet man das Geschäft über die Jahre und versteht irgendwann, wie vergänglich auch im Fußball alles ist und wie schnell sich auch Situationen ändern können.

{media-left}Wie sieht dein Reha-Alltag gegenwärtig aus?

Lange ausschlafen ist nicht, da mich unser geschätzter Reha-Trainer und Physiotherapeut Tobias Lange jeden Tag um 8 Uhr zur Behandlung in die AOK PLUS Walter-Fritzsch-Akademie bestellt. Aber das hat auch ganz praktische Vorteile, weil man so eine feste Struktur und noch den ganzen Tag vor sich hat. Hier im Trainingszentrum findet man als Fußball-Profi alles vor, um eine erfolgreiche Reha absolvieren zu können.

Welche Fortschritte machst du derzeit in der ersten Reha-Phase nach der Operation?

Im Vordergrund steht erst einmal, dass die Kreuzbandplastik optimal im Knie verwächst. Es sind noch nicht die großen Bewegungen, bei denen ich Fortschritte mache. Das kommt alles in den nächsten Wochen Schritt für Schritt. Derzeit sind es eher ganz kleine Dinge, damit auch das Selbstvertrauen über die Reha-Zeit wächst, sich wieder mehr zuzutrauen.

Mit welchem Fernziel motivierst du dich gerade?

Ich denke, dass die Sommervorbereitung ein realistisches Ziel sein kann, wenn alles optimal läuft. Aber ich möchte da überhaupt keinen Druck aufbauen, denn im Vordergrund steht komplett die Gesundheit und ein optimaler Heilungs- sowie Reha-Verlauf.

Für diesen wünschen wir dir natürlich nur das Beste. Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen hast, Robin.

Interview: Henry Buschmann

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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