1. Mannschaft
16. März 2020 // 12.15 Uhr

„Es läuft alles wie in einem Film ab.“

Interview mit Patrick Schmidt zur Corona-Krise


Die Fußballwelt steht nicht nur in unserem Land still und versucht so einen Beitrag zu leisten, damit die Ausbreitung des Coronavirus in Europa möglichst so verlangsamt wird, damit das Gesundheitssystem nicht unter der Belastung zusammenbricht.

Die Zweitliga-Profis der SGD haben sich als Vorsichtsmaßnahme seit Donnerstag mit individuellen Trainingsplänen ins Privatleben zurückgezogen. Wir sprachen mit Patrick Schmidt über die aktuelle Spielpause im Profi-Fußball, wie er die Situation rund um die Ausbreitung des Coronavirus erlebt und wir wollten wissen, wie er das vergangene Wochenende verbracht hat.Wie geht es dir, Patrick?

Mir geht es gut. Natürlich fehlen mir das Training und die Bewegung mit meinen Mannschaftskollegen an der frischen Luft, aber ansonsten ist alles in Ordnung bei mir. Das ist momentan natürlich für jeden das Wichtigste.

Wie erlebst du die Entwicklung rund um die Corona-Krise in unserem Land?

Ich finde es Wahnsinn, was momentan passiert. Ich hätte es bis vor ein paar Tagen niemals für möglich gehalten, dass sich die Ausbreitung des Coronavirus so entwickeln könnte. Ich hätte nicht gedacht, dass die Situation einmal so ernst werden könnte. Das muss ich ehrlich zugeben. Allein die Entwicklungen in den letzten 48 Stunden vor dem vergangenen Wochenende, haben mich schon etwas sprachlos gemacht. Es läuft alles wie in einem Film ab, in dem man sich allerdings selbst befindet.

Kennst du Menschen, die am Virus erkrankt sind?

Nein, ich persönlich kenne Stand jetzt niemanden, der von einer Erkrankung des Coronavirus betroffen ist. Aber wenn man sich die Entwicklung anschaut, dann werden sich laut der Experten wohl bis zu zwei Drittel aller Menschen in Deutschland mit dem Virus anstecken. Es ist also jeder gefordert, seinen Teil dazu beizutragen, die Welle der Ausbreitung so klein wie möglich zu halten, damit auch jeder schwer kranke Mensch die bestmögliche Behandlung bekommen kann, die er in seiner individuellen Situation benötigt.

Du bist gut vernetzt in der Fußballszene. Wie wird bei den Spielern anderer Vereinen über die Lage diskutiert?

Fast alle, mit denen ich spreche, empfinden das Gleiche wie ich. Jeder hat das Gefühl, dass er sich in einem Film befindet, den wir alle irgendwann schon mal im Kino gesehen haben. Nur dass jetzt alles Realität ist. Ein Virus breitet sich über die gesamte Welt und über die gesamte Bevölkerung aus und verändert dadurch das Alltagsleben für jeden Einzelnen. Und genau das erleben wir gerade. Es ist bizarr und für mich schwer zu verstehen, dass es jetzt wirklich so ist. Die Spieler von anderen Vereinen, mit denen ich in den vergangenen Tagen gesprochen habe, setzen auch alle mit dem Mannschaftstraining aus und sind gespannt, was heute in Frankfurt bei der DFL entschieden wird. 

Wie hast du das Wochenende verbracht?

Ich habe schon versucht mich etwas zu bewegen. Meine Läufe habe ich allesamt abgespult und zuhause in den eigenen vier Wänden so gut es eben geht mein Kraftprogramm durchgezogen. Ansonsten gab es für mich nicht viel zu tun. Ich bin ja leider alleine hier in Dresden. Dadurch habe ich viel FaceTime gemacht und mal Menschen angerufen, die ich länger nicht gehört habe, weil mir dafür manchmal die Zeit fehlt.

Hast du einen Lieblingszeitvertreib in der jetzigen Situation?

Ich bin nicht der, der sich vor eine Spielkonsole setzen kann und damit seine Zeit vertreibt. Bei mir sind es eben die Klassiker, wie Netflix schauen oder etwas lesen. 

Du bist vom 1. FC Heidenheim ausgeliehen. Es ist völlig unklar, wie es weitergehen soll. Wie gehst du mit der Ungewissheit um?

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich darüber in den vergangenen Tagen gar nicht nachgedacht hätte. Ich habe mich schon mit verschiedenen Gedanken und Fragen erwischt, die jetzt hinten anstehen müssen. 

Welche Fragen sind das?

Wie geht es jetzt überhaupt weiter? Wie geht es mit mir nach meiner Leihe im Sommer weiter? Was passiert mit Dynamo, wenn die Saison nicht fortgesetzt werden könnte? Aber ich denke, dass dies der völlig falsche Zeitpunkt ist, um sich darüber ernsthafte Gedanken zu machen. Es sollten alle in den vergangenen Tagen gemerkt haben, dass wir hier zusammen in unserem Land aber auch auf unserem Kontinent eine sehr große und wichtige Aufgabe haben, der wir alles unterordnen müssen. Es sollte auch der Letzte gemerkt haben, wie ernst die Lage ist. Wir, also der Fußball, müssen jetzt mit gutem Vorbild vorangehen, und das heißt eben auch, dass wir die Maßnahmen, die beschlossen werden, auch konsequent umsetzen.

Die 36 Erst- und Zweitligisten tagen heute bei der DFL in Frankfurt. Welche Erwartungen hast du an die Verantwortlichen?

Natürlich lieben wir alle den Fußball, weil er als Volkssport ein unglaublich wichtiger Teil in unserer Kultur und in unserem Leben ist. Jeder Spieler will lieber auf dem Platz stehen und spielen. Jeder Fan will lieber im Stadion sitzen und Fußball sehen. Aber es gibt ganz offensichtlich gerade Wichtigeres, weil es die Gesundheit aller Menschen betrifft. Und der Fußball muss jetzt mit der Spielpause dabei mithelfen, damit wir die Lage in unserem Land unter Kontrolle behalten und die Krankenhäuser von der Last nicht erdrückt werden. Das ist grade die Priorität Nummer eins. Ich bin mir sicher, dass die 36 Vereine, die heute bei der DFL in Frankfurt zusammenkommen, verantwortungsbewusst im Sinne aller Menschen in unserer Gesellschaft handeln werden.

Vielen Dank für das Gespräch, Patrick, und pass bitte schön auf dich auf.

Interview: Henry Buschmann

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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