Wahnsinn! Dieses Spiel kann man eigentlich nicht beschreiben, wenn man es nicht erlebt hat. Die SG Dynamo Dresden gewinnt gegen Bayer Leverkusen in der ersten Runde des DFB-Pokals vor 25.959 Zuschauern sensationell mit 4:3 nach Verlängerung. Dabei sah es bis zur 49. Minute überhaupt nicht danach aus. Schürrle markierte das 0:3 für die Gäste und keiner setzte mehr auf einen Sieg für Dynamo.
Das Spiel beginnt standesgemäß, Leverkusen spielte schnell, offensiv und technisch stark, Dynamo war zunächst in der Defensive gebunden und leiß sich stark in die eigene Hälfte zurückdrängen. So kam Leverkusen in der 5. Minute zum 1:0 - Bender spielte über rechts, überlief Schuppan und flankte über den Kopf von Bregerie auf Derdiyok. Dieser köpfte das Leder unhaltbar an Eilhoff vorbei. Die SGD konnte sich nur ab und zu befreien. Nach einem guten Angriff über links setzte Robert Koch in der 6. Minute den Ball rechts am langen Pfosten vorbei. Leverkusen drückte weiter und spielte ansehnlichen Fußball. In der zwölften Minute folgte schon das 2:0, nach tollem Pass von Rolfes auf Sidney Sam. Dieser hob den Ball gefühlvoll an Eilhoff vorbei und machte das Tor. So ging es dann in der ersten Halbzeit kontinuierlich weiter. Leverkusen spielte stark nach vorn, Dynamo konnte nur vereinzelt mit Entlastungsangriffen antworten. Koch, Schuppan und Bregerie hatten vereinzelt gute Chancen zu verzeichnen, aber alle Bälle gingen entweder neben das Tor oder wurden abgeblockt.
So stand es zur Halbzeit 0:2 und Dynamo war damit noch gut bedient. Die Schwarz-Gelben fanden bis dahin kein Rezept gegen die starke Defensive der Gäste.
In der zweiten Halbzeit keimte kurz ein kleiner Hoffnungsschimmer auf. So versuchte Dynamo, diesmal sofort nach vorn zu spielen. In der 47. Minute wurde ein Freistoß von Fiel (nach einem Foul an Heller) von Stoll auf den langen Pfosten verlängert. Im Gegenzug folgte dann allerdings der nächste Rückschlag. André Schürrle machte mit einem tollen Fernschuss das 3:0 für Leverkusen. Ernüchterung im Stadion! Einzelne Zuschauer entschlossen sich bei strömendem Regen, nach Hause zu gehen. Sie sollten diese Entscheidung am Abend wohl bitter bereuen. Leverkusen schaltete mit der klaren Führung im Rücken nun einen Gang zurück, ließ den Ball nur noch in den eigenen Reihen laufen. Dynamo kam so etwas mehr ins Spiel. Jungwirth lief in der 56. Minute über rechts nach vorn und flankte das Leder auf den Elfmeterpunk – nur fand der Ball dort keinen Abnehmer. Dynamo versuchte nun, sich kämpferisch ins Spiel zu bringen. Der Platz war mittlerweile durch den Dauerregen aufgeweicht. In der 62. Minute wechselten die Gäste doppelt: Ballack kam für Rolfes und Kießling für Derdiyok. Nach den beiden Wechseln schien ein kleiner Bruch in das Spiel von Leverkusen gekommen zu sein. Der sonst sehr aktive Schürrle kam weniger ins Spiel und es ging nun viel über Ballack, der aber nicht zu überzeugen wusste. Dynamo wurde immer stärker und kam vor allem mit Standards gefährlich vor das Tor. Nach einem Foul von Reinartz in der 68. Minute flankte Fiel den Freistoß hoch in den Strafraum auf Schuppan. Dieser köpfte den Ball mit Gefühl in die linke Torecke.
Zwei Minuten später kam erneut eine Flanke von links, dieses Mal von Trojan auf Koch, der den Ball mit dem Kopf ins Tor wuchtete und Yelldell im Leverkusener Gehäuse keine Chance ließ. Nun stand das Stadion auf, denn der Doppelschlag hatte die Partie urplötzlich wieder spannend gemacht. Die Fans rochen nun echte Pokalluft und peitschten Dynamo nach vorn. Die Mannschaft auf dem Rasen kämpfte verbissen und auf einmal lief es bei Dynamo rund. Sie erspielten sich zahlreiche Chancen und fast wäre schon der Ausgleich gefallen. Nach toller Flanke von Heller köpfte Stoll den Ball quer durch den Strafraum, doch leider war kein Mitspieler vor Ort, um den Ball zu verwerten.
Dynamo nahm nun das schwarz-gelbe Herz in die Hände und warf sich in jeden Schuss der Gästespieler. Kein Zweikampf wurde verloren gegeben. So blockte Fiel einen gefährlichen Schuss von Renato Augusto mit schöner Grätsche am Strafraum ab. In der 81. Minute marschierte Heller über rechts und versuchte den nächsten Angriff einzuleiten. Völlig abgekämpft wurde er mit großem Applaus der Dynamo-Fans kurz darauf für Marvin Knoll ausgewechselt. Dynamo witterte nach wie vor seine Chance, Leverkusen konnte dagegen nicht mehr an die starke erste Hälfte anknüpfen. In der 85. Minute faustete Yelldell einen Freistoß von Fiel aus dem Strafraum. Eine Minute später ist er nur zweiter Sieger. Erneut kam eine Linksflanke von Schuppan gefährlich in den Strafraum von Leverkusen. Fiel stieg höher als Sam, der Ball flog an Fort und auch an Yelldell vorbei. Dahinter stand Koch völlig frei und staubte aus kürzester Distanz ab. Im Stadion schwappte jetzt die Stimmung über, alle schauten sich verdutzt an und konnten es nicht fassen. Die Minuten bis zum Spielende wurden mit großem Kampf der Schwarz-Gelben heruntergespielt. Dann pfiff der Schiedsrichter ab. Es gab Verlängerung nach einer jetzt schon unglaublichen Aufholjagd!
Leverkusen versuchte in der Verlängerung, eine schnelle Entscheidung zu erzwingen aber Dynamo war nun auf dem Posten und kämpfte aufopferungsvoll. Jungwirth holte sich nach einem Foul an Schürrle die Gelbe Karte und musste fortan aufpassen. Schuppan wurde in der 100. Minute für Schnetzler ausgewechselt. Ballack nahm bei den Gästen die Zügel in die Hand und hatte nun häufiger gute Szenen, blieb aber glücklos. Ein Lupfer und zwei Schüsse wurden abgewehrt oder gingen über das Tor von Eilhoff. In der 105. Minute flankte Jungwirth auf den langen Pfosten, der Ball segelte fast über Yelledell hinweg, doch der Keeper rettet mit den Fingerspitzen vor Trojan und Fort, die einschussbereit dahinter lauerten. In der 106. Minute wurde Pfeffer für Trojan eingewechselt, der sich scheinbar bei seinem letzten Angriff leicht verletzt hatte.
In der zweiten Hälfte der Verlängerung drückte Leverkusen nun auf den Sieg. Eilhoff stand immer mehr im Mittelpunkt des Geschehens. So klärte er gegen Schürrle nach eine Ecke und parierte sensationell einen Hammer von Ballack. Als alle im Stadion sich innerlich schon auf ein spannendes Elfmeterschießen einstellten, weil nur noch wenige Minuten zu spielen waren, schlug die große Stunde eines kleinen Mannes. Dynamo konnte einen Angriff der Leverkusener abwehren und schnell nach vorn spielen. Pfeffer sah auf der Gegenseite den eingewechselten und noch frischen Schnetzler durchstarten und bediente ihn mit einem sauberen Pass in den freien Raum. Plötzlich stockte allen Zuschauern der Atem, als Schnetzler nun allein auf das Leverkusener Tor zulief. Die Riesenchance lag den Dresdnern quasi auf vor der Tür, dieses Spiel schon fast für sich zu entscheiden. Als Schnetzler den Strafraum erreicht hatte, lupfte der die Kugel lässig und mit seiner ganzen Erfahrung über den herausgestürzten Yelldell in den Kasten. Tor, Tor, Tor - der Jubel im Stadion kannte, mit Ausnahme des Gästeblocks keine Grenzen. Das Unfassbare war eingetreten. 0:3 zurück und nun prangte ein unübersehbares 4:3 für Dynamo an der Anzeigetafel und es waren nur noch Sekunden zu spielen. Wahnsinn, welche Gefühle alle Schwarz-Gelben in diesem Moment erlebten. Das Stadion erzittert unter dem Jubel der 25.000 Dynamo-Fans. In den letzten Augenblicken der Partie retteten Stoll und Eilhoff den Sieg. Als Schiri Perl den Pokalfight mit seiner Pfeife für beendet erklärte, brachen alle Dämme. Spieler, Fans und Verantwortliche lagen sich in den Armen – die Leverkusener schlichen kopfschüttelnd vom Platz.
Das dauerhafte Regenwetter hatte Glück gebracht. Nach einer schwachen ersten Hälfte kämpfte sich die SGD in der zweiten Hälfte zurück ins Spiel und drehte das Ergebnis. Sieben Tore in einem packenden Pokalkrimi machten dieses Spiel zu einem unvergesslichen Nachmittag.
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