Charakterkopf, klare Meinung und eine reflektierte Art im Umgang mit all den Irrungen und Wirrungen rund um den Profifußball – das ist Chris Löwe. Am Freitag feiert der Linksverteidiger der SGD seinen 32. Ehrentag.Im Geburtstags-Interview spricht der Jubilar darüber, wie sein Wiegenfest im Hause Löwe gefeiert wird und wie er von der Mannschafts-Quarantäne erfahren hat, in die sich Dynamos Drittliga-Profis am Freitag nach einem weiteren Corona-Fall begeben musste.
Außerdem zeigt der gebürtige Chemnitzer auf, warum er von dem Charakter der Mannschaft vollends überzeugt ist und wieso das Team auch die neuerlichen Quarantäne-Maßnahmen nicht aus der Bahn werfen werden.
Chris, auch an dieser Stelle noch einmal: Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag. „Pünktlich“ zu deinem Ehrentag musstet ihr euch als gesamte Mannschaft nach zwei Corona-Fällen in dieser Woche innerhalb des Teams in eine fünftägige Quarantäne begeben. Wie hast du davon erfahren?
Erst einmal vielen Dank für die Glückwünsche! Wir wurden als Mannschaft am sehr späten Donnerstagabend darüber informiert, dass es einen weiteren positiven Fall im Mannschaftskreis gegeben hat und der heutige Freitag nicht wie gewohnt ablaufen würde. Am heutigen frühen Freitagmorgen wurde uns dann mitgeteilt, dass sich das gesamte Team in Quarantäne begeben müsse und wir am Montag und Dienstag PCR-Tests erneut absolvieren werden.
Hast du inzwischen für dich persönlich eine Art Routine finden können, um mit der sich immer wieder verändernden Gesamtsituation umzugehen?
Das kann man schwer verallgemeinernd sagen. Ich persönlich mache mir schon Gedanken. Etwa, ob und wenn ja welchen Kontakt man mit der entsprechenden Person am Vortag hatte – zum Beispiel bei möglichen Zweikämpfen auf dem Platz. Zumal meine Frau schwanger ist. Da möchte ich das Virus erst recht nicht mit nach Hause bringen. Aber: Wir wissen, dass es trotz aller streng getroffenen und umgesetzten Maßnahmen immer wieder zu positiven Fällen kommen kann. Zumal wir ja aktuell nicht der einzige Verein sind, der deutschlandweit entsprechend betroffen ist. Ein gewisses Restrisiko bleibt leider immer bestehen.
{media-left}Deiner Frau wünschen wir für die Geburt eures zweiten Kindes schon jetzt alles Gute. Wie wird dein Geburtstag heute im Hause Löwe gefeiert?
Mein Sohn hat mir heute Morgen ein selbstgemaltes Bild geschenkt. Solch vermeintlich kleinen Dinge sind als Vater immer wieder die schönsten Freuden. Auch unabhängig von meiner Quarantäne hätte ich den Tag heute mit meiner Frau und meinem Kleinen aufgrund der geltenden Corona-Regeln zu dritt verbracht. Eine Feier mussten wir also nicht absagen, da es die sowieso nicht gegeben hätte.
Die geltenden Hygiene-Maßnahmen werden bei Dynamo seit Monaten mit einem enormen personellen und finanziellen Aufwand umgesetzt. Ihr Spieler seit in der AOK PLUS Walter-Fritzsch-Akademie auf vier Kabinen verteilt, auf dem gesamten Gelände herrscht Maskenpflicht, ihr werdet jeden Tag getestet. Kann man diese Regeln aus deiner Sicht in Zukunft noch strenger und damit sicherer gestalten?
Ich bin davon überzeugt, dass wir aktuell das Maximum des Machbaren als Mannschaftssportart umsetzen. Und trotzdem kann all dies keine hundertprozentige Sicherheit garantieren, weil wir eben auch durch unsere Familien, Frauen und Kinder Teil dieser Gesellschaft sind. Wenn wir mal quer durch alle Profi-Ligen schauen, dann wird schnell klar, dass es auch derzeit wieder viele verschiedene Vereine betrifft – und das wird auch in Zukunft so sein, wenn sich nichts Grundlegendes an der Gesamtsituation ändert. Mir und uns allen bei Dynamo Dresden ist bewusst, dass wir derzeit in einer privilegierten Situation sind. Auch deswegen kann sich jeder sicher sein, dass wir uns im Verein penibel an alle Vorgaben halten und die Ausübung unseres Berufes nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
{media-right}In der vergangenen Saison wurde Dynamo im Abstiegskampf im Zuge der Quarantäne und der damit verbundenen Neu-Terminierung der Spiele benachteiligt. Wie nimmst du die Situation aktuell wahr?
Die derzeitige Situation von Holstein Kiel in der 2. Bundesliga ist ja mit unserer im letzten Jahr vergleichbar. Nachdem die Mannschaft zum zweiten Mal in Folge in Quarantäne musste, müssen die Kieler nun ein ähnlich straffes Restprogramm absolvieren. Aus der Ferne ist die Situation vor Ort immer schwer zu beurteilen. Dennoch ist diese Entscheidung – auch mit Blick auf den möglichen Aufstieg – wirklich bitter. Ich hätte mir auch für Holstein gewünscht, dass da kreativere Lösungswege gefunden worden wären. Aber das scheint aus verschiedenen Gründen nicht zu funktionieren.
Hast du persönlich Angst davor, dich mit dem Corona-Virus zu infizieren?
Angst ist da wahrscheinlich das falsche Wort. Ich habe vor der Gesamtsituation einfach großen Respekt. Mir geht es vor allem darum, keine anderen Menschen anzustecken. Auf der anderen Seite möchte ich natürlich auch verhindern, mich zu infizieren. Denn was das Virus genau mit einem macht, ist weiterhin schwer abzusehen – unabhängig des eigenen Alters oder der körperlichen Konstitution. Aber: Für mich bleibt das oberste Thema, keine anderen Menschen anzustecken – etwa meine schwangere Frau, ihre oder meine Eltern, bei denen das Virus eine massivere Auswirkung haben könnte.
{media-left}Nach den vielen verletzungsbedingten Ausfällen müsst ihr mit der Quarantäne nun einen weiteren Stolperstein im Kampf um den Aufstieg aus dem Weg räumen. Wie sehr beeinträchtigt euch das als Mannschaft?
Die Mannschaft ist total intakt. Wenn man sieht, mit was für Rückschlägen das Team in dieser Saison schon umgegangen ist, welche Spieler schon ausgefallen sind – teilweise monatelang – ist der Umgang des mannschaftlichen Kollektivs damit, beeindruckend. Ich würde mir wünschen, dass das Vertrauen in die Jungs weiterhin da ist und alle im Dynamoland gemeinsam daran glauben, dass wir es am Ende packen.
Trotz Quarantäne.
Ich bin fest davon überzeugt, dass uns auch diese Maßnahmen nicht aus der Bahn werfen werden. Der Charakter dieser Mannschaft ist wirklich ein ganz besonderer. Ich habe in meiner Karriere viele Teams erlebt. Und wenn man als Mannschaft so aufgestellt und so klar im Kopf ist, dann wird das am Ende auch erfolgreich. Wir sind sieben Spieltage vor dem Saisonende Tabellenerster. Ich sehe keinen Grund, warum das nach 38 Spieltagen nicht auch so sein sollte.
Chris, vielen Dank für das Geburtstags-Interview. Genieß deinen Ehrentag mit deiner Familie. Auf dass wir uns schon bald auf dem Platz wiedersehen.
Interview: Henry Buschmann & Lennart Westphal
Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.