„Extreme“… Ein in Dresden ganz besonders verehrter Schlagerbarde hat es besungen, wie die oberste und die unterste Sprosse der Gefühlsleiter, wie Tag und Nacht, Gedeih und Verderb, Freud und Leid, kurz: wie Extreme manchmal sehr nah beieinander liegen können. Im Fußballgefühlskino an der Lennéstraße war es in diesem Jahr eigentlich nicht so. Da lagen zwischen den Extremen (3:1 gegen Fürth im Februar; 0:3 gegen Bochum im Dezember) genau 309 Tage. Oder 14 Heimspiele in der zweiten Liga. Und dennoch: Für die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden war das Jahr 2012 aus sportlicher Sicht ein Jahr der Extreme. Und diese lagen, fast wie im Schlager, oft nicht sehr weit auseinander.
Am 3. Februar schlägt ein Innenverteidiger namens Romain Brégerie den Ball tief aus der eigenen Hälfte nach vorn. Es läuft die 5. Spielminute. Brégerie hatte gesehen, wie sich sein Mitspieler Robert Koch auf dem linken Flügel freilief. 20 Meter vor dem gegnerischen Kasten fällt der Ball genau auf den rechten Fuß von Koch, der die Kugel volley nimmt, den herauseilenden Gästekeeper überlupft und sein 7. Saisontor macht. Bei minus 18 Grad Celsius kocht das Stadion förmlich über. Später treffen mit Poté und Dedic noch beide Stürmer und Torwart Wolfgang Hesl pariert einen Elfmeter. Dynamo Dresden schlägt den hochambitionierten Tabellenzweiten und späteren Aufsteiger Greuther Fürth am Ende klar mit 3:1.
Am 8. Dezember sitzen Romain Brégerie und Robert Koch auf der Tribüne. Der eine verbüßt eine Rot-Sperre, der andere ist durch eine Verletzung außer Gefecht gesetzt. Dynamo verliert das Kellerduell gegen den VfL Bochum mit 0:3. Noch in der Nacht nach dem Spiel wird Cheftrainer Ralf Loose von seinen Aufgaben entbunden.
So lesen sich das erste und das vorletzte Kapitel im Jahrbuch 2012 der Zweitligaprofis von Dynamo Dresden. Das letzte Kapitel war ein Punkt in München und die Rückkehr von Peter Pacult – beides Ereignisse, die klar machen, dass sich im kommenden Jahr etwas ändern kann – und muss. Denn die Wahrheit liegt in Dresden ganz sicher nicht jenseits von Gut und Böse, sondern in der wohltemperierten Mitte, zwischen den Extremen. Im Jahr eins nach dem Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga hat die SGD gezeigt, dass sie eine immense, noch im ersten Drittel des Vorjahres kaum denkbare Entwicklung genommen hat: Dynamo Dresden verfügt über eine Lizenzspielermannschaft, die in der zweithöchsten Spielklasse absolut konkurrenzfähig ist. Die Heimsiege gegen Fürth, Düsseldorf und St. Pauli waren Festtage, an denen Leidenschaft, Können und das nötige Quäntchen Glück zusammenkamen. Doch so mancher verkannte wohl, was diese Feste auch waren: Positive Extreme.
In der Hinrunde 2012/13 fiel die Mannschaft sehr oft ins negative Extrem. Zu häufig ohne die nötige Portion Leidenschaft, nicht in der Lage, das zweifellos vorhandene Können abzurufen und schließlich auch unglücklich verbuchten die Goldfüße viele unnötige Punktverluste. Die wenigen sportlichen Höhepunkte, zu denen auch das unglückliche Ausscheiden aus dem DFB-Pokal gehört, lassen sich an einer Hand abzählen und werden durch die Vorkommnisse in Hannover und das darauf folgende Sportgerichtsverfahren überschattet. Die erschreckende Niederlage gegen schwache Bochumer setzte nur noch das Ausrufezeichen hinter ein zweites Halbjahr 2012, mit dem in Dresden im Sommer – und vor allem nach dem wunderbaren Fußballfest gegen den Premier-Ligisten West Ham United – ganz sicher (zu) wenige ernsthaft gerechnet hatten.
Die Lage am Ende des Kalenderjahres 2012 ist prekär, die Zielstellung klar: Dynamo Dresden muss den Weg zurückfinden ins Mittelmaß der zweiten Liga. Realistisch betrachtet liegt dort – irgendwo zwischen der Eisgala gegen Fürth und dem Auswärtspunkt zuletzt in München – für die derzeitige Mannschaft die sportliche Wahrheit. Klar, das Mittelmaß der zweiten Liga ist alles andere als extrem. Doch wie die Männer von Peter Pacult – mit seiner Hilfe – sich dorthin zurückkämpfen werden, das wird allen Fans der SGD extrem viel Spaß machen. Wir sprechen darüber im Jahresrückblick 2013. Und das Wort „extrem“ wird darin nicht vorkommen. „Geschworen“.
Mehr Fotos zum Jahresrückblick 2012 findest du rechts in der Galerie oder in der Mediathek. Der Fotograf ist, wenn nicht anders gekennzeichnet, Steffen Kuttner.
Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.