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18. Februar 2017 // 13.46 Uhr

"In Dresden herrscht eine besondere Form der Fußballkultur"

Interview mit Dresdens Bürgermeister für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften Raoul Schmidt-Lamontain und Dynamos Präsident Andreas Ritter zur Kulturhauptstadt-Bewerbung


Die SGD unterstützt die Bewerbung Dresdens als Kulturhauptstadt 2025. Zum Heimspiel gegen Hannover 96 wird Fankultur auf das Kulturhauptstadtbüro treffen. Im DDV-Stadion werden Klappkarten verteilt, auf denen Meinungen und Ideen gefragt sind: "Was ist für euch Kultur? Welche Stärken hat Dresden – und welche Schwächen? Welche Ideen habt ihr für die Bewerbung?"

Auch Hannover bewirbt sich als Kulturhauptstadt 2025 und deshalb trafen wir uns vor dem Spiel mit dem gebürtigen Hannoveraner Raoul Schmidt-Lamontain, der seit 2015 Dresdens Bürgermeister für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften ist, und Dynamos Präsident Andreas Ritter zum Interview. Wir sprachen über die kulturelle Bedeutung des Fußballs und welche Rolle Dynamo bei der Bewerbung Dresdens einnimmt. Dabei verriet Dynamos Präsident auch, was Funktionäre von Gästevereinen von der Stimmung im DDV-Stadion halten.

Raoul Schmidt-Lamontain, als gebürtiger Hannoveraner sind Sie auch nach Ihrem Umzug nach Dresden immer noch 96-Fan. Wie wird sich Ihr Montagmorgen anfühlen, wenn Sie ohne Punkte ins Büro kommen?

Schmidt-Lamontain: (Lacht) Eigentlich war der Plan ein anderer. In meinem Büro sitzen ziemlich viele Dynamo-Fans, da wollte ich am Montag triumphierend durchschreiten. Aber ich würde es auch den Kollegen gönnen, wenn sie dann das erhabene Grinsen im Gesicht haben (lacht).

Der Fußballverein Hannover 96 spielt strukturell in einer anderen Liga als Dynamo. Jetzt bewerben sich beide Städte als Kulturhauptstadt Europas. Wer hat da die Nase vorn?

Schmidt-Lamontain: Ich will davor warnen, Hannover zu unterschätzen. Da hat sich tatsächlich in den letzten Jahren vieles getan – gerade in den zeitgenössischen Kunstsammlungen sind sie gut aufgestellt. Aber die Identität Dresdens ist ja sowas von eng mit Kunst und Kultur verknüpft, geschichtlich und im Hier und Jetzt, dass wir hier als Kulturhauptstadt prädestiniert sind.

{media-left}Herr Ritter, können Sie sich Dresden in acht Jahren als Kulturhauptstadt vorstellen?

Andreas Ritter: Ja, auf alle Fälle! Wen, wenn nicht Dresden? Wir haben hier eine der schönsten Städte Deutschlands, das meinen auch immer die vielen Touristen, die jedes Jahr in die sächsische Landeshauptstadt kommen.

Wie viel Dresden steckt in Dynamo?

Andreas Ritter: Sehr viel! Man sagt ja nicht umsonst: „Dresden lebt Dynamo“. Das sehen wir nicht zuletzt an den rekordträchtigen Mitglieder- und Zuschauerzahlen – dieser Hype Dynamo, der greift gerade um sich. Deshalb gab es ja auch schon den einen oder anderen Gedanken das Stadion zu erweitern.

Und umgekehrt, wie viel Dynamo steckt in der Landeshauptstadt?

Schmidt-Lamontain: Ich bin ja erst seit eineinhalb Jahren hier, aber das Thema Dynamo hat von Anfang an meine Sicht auf Dresden geprägt. Die Euphorie, die in Dresden durch Dynamo entsteht, die ist wirklich markant und auffällig.

Ist Fußball Kultur?

Schmidt-Lamontain: Selbstverständlich! Der Breitensport Fußball bringt sämtliche gesellschaftlichen Schichten zusammen und auch die ganzen Geschichten rund um das Spiel, das sind – zum größten Teil – alles kulturelle Ereignisse.

Andreas Ritter: Gerade in Dresden herrscht eine besondere Form der Fußballkultur vor. Das sieht man an der Stimmung im Stadion, an den unglaublichen Choreographien. Oft höre ich auch von Fans und Funktionären der Gastmannschaften Sätze wie: „Also das haben wir ja noch nie erlebt!“ Hier geht ja wirklich das ganze Stadion mit, ob das der Opa mit Enkelkindern ist oder der jugendliche Dynamo-Fan. Der Fußball wird hier gelebt.

{media-right}Warum ist es der Stadt Dresden so wichtig, dass die Dynamo-Fans sich in die Erarbeitung der Kulturhauptstadtbewerbung einbringen?

Schmidt-Lamontain: Das besondere an dem Bewerbungsprozess ist sein partizipativer Charakter. Man versucht, Anregungen und Wünsche aus der Einwohnerschaft mit einzubringen. Und im Stadion findet man alle Teile der Dresdner Bevölkerung. Hier kann man sehr gut herausfinden, was sich die Dresdner für die Bewerbung wünschen.

Herr Ritter, Sie sind seit 14 Jahren Vereinsmitglied, aber schon weit länger mit der Sportgemeinschaft verbunden. Hat sich bei den Heimspielen von Dynamo sprichwörtlich schon immer die ganze Stadt getroffen, oder hat diese Entwicklung erst in den letzten Jahren stattgefunden?

Andreas Ritter: Ich bin ja schon als kleiner Junge ins Stadion gegangen, da hat sich auch schon alles getroffen. Dynamo hatte dann eine kleine „Schwächephase“ um die Jahrtausendwende, wo man ums Überleben kämpfen musste. Aber seitdem geht die positive Entwicklung der Sportgemeinschaft kontinuierlich weiter. Wir treffen jetzt alle Bevölkerungsschichten im Stadion – und das ist völlig unabhängig von der Platzkategorie.

Dynamo Dresden gegen Hannover 96 – wird es diese Begegnung im Kulturhauptstadtjahr 2025 auch wieder geben?

Schmidt-Lamontain: Davon gehe ich stark aus, aber in der 1. Liga. Gemeinsam gegen Bayern München und Werder Bremen.

Andreas Ritter: Ich trete da eher auf die Euphoriebremse. Wenn die 1. Liga kommt, dann nehmen wir sie gerne mit. Aber wir müssen uns vorher noch weiterentwickeln und die Grundlagen schaffen.

Schmidt-Lamontain: Bis 2025 haben Sie ja aber noch ein bisschen Zeit, oder (lacht)?

Andreas Ritter: Vorsichtig optimistisch kann man ja sein, aber meine Hand ins Feuer lege ich dafür nicht (lacht).

Interview: Jan Franke & August Modersohn

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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