„Sprache als Schlüssel“ – unter diesem Motto steht die LDHR-Sondertrikotaktion 2018. Deshalb wird der Erlös der traditionellen Versteigerung von „match worn“ Trikots aus dem Sachsenderby, die kommende Woche startet, in diesem Jahr an die Dresdner Initiative DAMF – Deutschkurse, Asyl, Migration, Flucht – gehen.Seit Januar 2012 bietet DAMF ehrenamtlich Deutschkurse für Geflüchtete an. Wir haben mit Veronika gesprochen, die sich in der Gruppe als Deutschlehrerin engagiert und außerdem die Finanzen von DAMF im Blick hat. Sie konnte uns also auch sagen, wofür die Gruppe die willkommene Spende verwenden wird.
Veronika, seit wann bist Deutschlehrerin bei DAMF?
Ich mache das jetzt seit Sommer 2013, also seit über fünf Jahren.
Was hat dich damals zu DAMF gebracht?
Als Rentnerin habe ich viel Zeit und hatte den Wunsch, diese Zeit mit einer sinnvollen Beschäftigung zu füllen. Von DAMF habe ich damals aus der Zeitung erfahren. Ich dachte, das könnte was für mich sein, weil ich mich für Sprachen interessiere, für Deutsch, aber auch für Fremdsprachen. Und ich wollte mich gern für einen guten Zweck engagieren.
Wie ist DAMF entstanden?
Den Anfang haben damals Studierende der Jungen Gemeinde der Johanniskirche gemacht. Die jungen Leute haben Geflüchtete und ausländische Studierende bei verschiedenen Dingen unterstützt, haben sie zum Beispiel bei Behördengängen oder Arztbesuchen begleitet. Daraus ist die Idee entstanden, auf ehrenamtlicher Basis Deutschkurse anzubieten. Vor allem deshalb, weil es sehr lange nicht ausreichend staatliche Angebote gab.
Inzwischen besteht DAMF längst nicht mehr nur aus Studierenden…
Nein, bei uns finden sich alle Altersgruppen, Frauen und Männer, Berufstätige, Studierende, Senioren. Seit kurzem sind sogar zwei Schülerinnen dabei, die es sich zutrauen, einmal in der Woche einen Deutschkurs durchzuführen. Die meisten Kurse finden zweimal in der Woche statt, eine Unterrichtsstunde dauert 90 Minuten. Es teilen sich immer zwei Lehrer in einen Kurs, so dass man in der Regel einmal in der Woche unterrichtet. Wir haben inzwischen aber auch Kurse, die dreimal wöchentlich stattfinden.
{media-left}Wie hat sich DAMF in den letzten Jahren entwickelt?
Als 2015 und 2016 sehr viele Menschen nach Deutschland gekommen sind, waren wir phasenweise über 100 Lehrerinnen und Lehrer. Zu der Zeit hatten wir mehr als 300 Lernerinnen und Lerner gleichzeitig. Jetzt ist alles wieder etwas kleiner, weil es inzwischen Regelangebote gibt. Und natürlich auch, weil nicht mehr so viele Geflüchtete ankommen.
Wie groß sind die Kurse und wo werden sie durchgeführt?
Die Kursgröße ist unterschiedlich, in den kleinsten Kursen sind es manchmal nur drei Lerner, aber wir haben auch immer mal Kurse mit über zehn Leuten. Die Kursräume sind über das Stadtgebiet verteilt. Wir werden von Firmen und öffentlichen Einrichtungen unterstützt, die uns die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellen.
Welche Ausgaben habt ihr?
Das meiste Geld stecken wir in die Unterrichtsmaterialien, beispielsweise stellen wir den Lernern die Lehrbücher zu Verfügung. Aber auch Kleinigkeiten wie Stifte und Blöcke bringen wir mit in die Kurse. Es gibt eine Fülle von kleinen Ausgaben, die sich am Ende summieren. Wenn unsere Lehrer mal einen Ausflug mit ihrem Kurs machen, dann übernehmen wir die Kosten für Fahrscheine oder Eintrittskarten. Das ist zwar kein fester Bestandteil des Unterrichts, aber solche Gelegenheiten sind super, um die Sprache zu üben und Erlerntes zu festigen.
Und ihr sucht immer neue Lehrerinnen und Lehrer?
Auf jeden Fall! Wir freuen uns über jeden, der Lust und Zeit hat, sich bei uns einzubringen. Man muss dafür keine Erfahrungen im Sprachunterricht mitbringen, nur die Motivation, Menschen dabei zu helfen, Deutsch zu lernen. Den Kontakt zu uns bekommt man über unsere Website. Kennenlernen kann man uns auch auf den monatlich stattfindenden Plena, bei denen wir organisatorische Dinge besprechen.
Ihr bietet Kurse auf verschiedenen Niveaus an, von der Alphabetisierung bis hin zu B2-Kursen. Wie bringe ich einem Menschen vollkommen neue Buchstaben bei?
Den roten Faden findet man in den Lehrbüchern, mit denen wir im Unterricht arbeiten. Jeder hat dann aber auch seinen eigenen Weg und seine eigenen Methoden, die sich im Zusammenspiel mit den Lernern entwickeln. Ein großer Vorteil ist, dass es in unseren Kursen keinen Lehrplan gibt. Wir können uns soviel Zeit nehmen, wie die Lerner brauchen.
Was treibt euch an, warum ist Sprache aus eurer Sicht so wichtig?
Sprache ist die Grundlage für ein soziales Leben. Ohne Sprache ist meiner Ansicht nach keine Integration möglich, man ist von vornherein ausgeschlossen.
Welche Erfolgserlebnisse hattest du schon?
Sehr viele! Neulich habe ich zum Beispiel einige Lerner getroffen, die ich 2015 unterrichtet habe. Sie sind jetzt in einer Berufsausbildung oder arbeiten schon. Das ist der schönste Lohn, den man sich vorstellen kann.
Veronika, danke dir für das Gespräch und weiter viel Freude bei der Arbeit für DAMF!
Danke euch, und vor allem vielen Dank im Namen der gesamten Gruppe an Dynamo und die Fans von 1953international!
Interview: Jan Franke
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