Nachwuchs
11. August 2023 // 13.15 Uhr

„Wir orientieren uns an den Potentialen unserer Jungs“

Bei Wind und Wetter: Willi Weiße arbeitet akribisch, um die Talente der SGD an den Profibereich heranzuführen. | Foto: Dennis Hetzschold

Vor dem Saisonstart gegen Meppen: U19-Trainer Willi Weiße im Interview


Am Sonntag geht es wieder um Punkte: Die U19 der SGD empfängt den SV Meppen im Sportpark Ostra und hofft angesichts des spielfreien Wochenendes der Profis auf zahlreiche Unterstützung. Anstoß ist um 11 Uhr. Vor dem Auftakt spricht Trainer Willi Weiße über den Verlauf der Vorbereitung und seine Erwartungen an die neue Spielzeit.

Willi, am Sonntag startet ihr gegen den SV Meppen in die neue Saison. Wie groß ist die Vorfreude bei dir und deinen Jungs?

Die Vorfreude ist definitiv da nach dieser langen Phase ohne Pflichtspiele. Wir hatten am Ende der vergangenen Saison noch die Sonderspielrunde, jetzt eine lange Vorbereitung – und sind entsprechend alle froh, dass es jetzt endlich wieder los geht.

Wie fällt dein Fazit der Vorbereitung aus?

Wir haben die Vorbereitung zweigeteilt organisiert. Nach dem ersten Block haben wir nochmal eine Woche freigegeben, damit die Jungs auch mal in den Urlaub fahren können und anschließend den zweiten Block angefügt. Anders war es organisatorisch nicht möglich. Wir haben eine überwiegend neue Mannschaft, für die es zunächst einmal galt, sich kennen zu lernen und ein paar Dinge zu etablieren, die in der U19 wichtig sind. Wir haben uns Schritt für Schritt auf den Saisonstart vorbereitet mit dem Wissen, dass die Entwicklung danach natürlich weitergeht.

U15, U16, U17 – Dynamo baut im Nachwuchs auch Jahrgangsmannschaften, in der U19 spielen dann aber zwei Jahrgänge zusammen. Ist der Sprung aus der B- in die A-Jugend deshalb besonders schwierig?

Tatsächlich haben wir recht viele Jungs aus der U17 mit in die U19 genommen, weil wir relativ wenige Jungs im alten Jahrgang 2005 haben. Für sie ist es natürlich eine kleine Umstellung, auf das U19-Level zu kommen, was Intensität und Physis betrifft. In der Vorbereitung haben wir diesbezüglich die ersten Schritte gemacht, mussten uns aber auch als Gruppe neu kennen lernen, weil zwei Jahrgänge zusammengekommen sind.

Die Entwicklungstabelle des DFB sieht für die Altersklasse U19 die Lernziele vor, technische Fertigkeiten und taktische Verhaltensweisen unter Wettkampfbedingungen anwenden und positionsspezifische Aufgaben umsetzen zu können. Welche Schwerpunkte setzt du für die individuelle Entwicklung der Spieler?

Vor allem der zweite Punkt trifft es schon gut. Wir haben im Laufe der Woche immer wieder Blöcke, in denen wir die Jungs individuell fördern wollen – sowohl im basistechnischen und -taktischen als auch im positionsspezifischen Bereich. Außerdem finden individuelle Athletikeinheiten statt, so dass wir auf mindestens drei Trainingsblöcke pro Woche kommen, bei denen wir uns auf den Einzelspieler oder eine Positionsgruppe fokussieren. Wir wollen nicht nur mannschaftstaktische Dinge trainieren, sondern die Jungs ganzheitlich entwickeln und bestmöglich ausbilden.

Unser Ziel ist es, eine Herangehensweise zu finden, die zu der Mannschaft passt. Letztes Jahr hatten wir beispielsweise gute Tempospieler auf den Flügeln, deswegen war klar, dass wir mit Außenstürmern spielen.
Willi Weiße, U19-Trainer der SG Dynamo Dresden

Gibt es eine übergeordnete Spielphilosophie im Nachwuchs, die sowohl für die U17 als auch die U19 gilt und von den Spielern entsprechend in der neuen Altersklasse weitergeführt werden kann?

Wir haben kein übergeordnetes Spielsystem wie ein 4-3-3 oder 4-2-3-1, sondern versuchen eher, uns an den Potentialen der Jungs zu orientieren. Unser Ziel ist es, eine Herangehensweise zu finden, die zu der Mannschaft passt. Letztes Jahr hatten wir beispielsweise gute Tempospieler auf den Flügeln, deswegen war klar, dass wir mit Außenstürmern spielen. Wenn wir dagegen in einem Jahrgang viele Zentrumsspieler haben, gilt es vielleicht, eine andere Grundordnung zu finden, damit möglichst viele Spieler in ihren besten Räumen zum Zug kommen. Unsere grundsätzliche Haltung ist aber schon, dass wir den Ball haben wollen und darum bemüht sind, spielerische Lösungen zu finden. Wir bilden im Nachwuchs keine reinen Konter- oder Pressingmannschaften aus, sondern verfolgen das Ziel, einen kontrollierten Spielaufbau zu betreiben und immer wieder frühe, hohe Ballgewinne zu erzielen. Wir wollen schließlich überwiegend mit Ball ausbilden und nicht ohne.

Im Profifußball setzen immer mehr Mannschaften auf einen Pressing- oder Umschaltansatz, während nur wenige Mannschaften Ballbesitzfußball spielen. Welche Gründe gibt es für diese Entwicklung?

Dafür müsste man erstmal definieren, was Ballbesitzfußball eigentlich ist. Geht es darum, Lösungen mit dem Ball zu finden, um schnell in die Spitze zu kommen? Oder will man den Gegner mit viel Ballbesitz nach hinten drängen, als Kollektiv aufrücken und dann versuchen, durch viele Pässe Lücken im Defensivverbund des Gegners zu reißen? Letzteres machen tatsächlich wenige, denn ich glaube, es ist der schwierigste Weg, einen geordneten Gegner zu bespielen, der in der eigenen Hälfte verteidigt. Zumal das Spiel in den letzten Jahren grundsätzlich athletischer und physischer geworden ist. Du hast einfach sehr wenig Zeit und Raum. In den unmittelbaren Umschaltphasen sind die Räume größer und man hat oftmals die Möglichkeit, einfacher zum Torerfolg zu kommen. Profifußball ist Ergebnissport, in dem letztlich jeder das Mittel seiner Wahl wählen kann, um erfolgreich zu sein.

Inwiefern hat die Spiel-Philosophie der ersten Mannschaft Auswirkungen auf deine Arbeit in der U19?

Wir bilden unsere Spieler in erster Linie ganzheitlich aus, schauen aber in der U19 schon auch, dass wir sie auf Themen vorbereiten, die gerade bei den Profis gespielt werden. Vielen fällt vielleicht auf, dass die Außenverteidiger bei Markus Anfang eine besondere Rolle einnehmen, weil sie weit in die Mitte rücken anstatt, wie man es im Fußball auch oft sieht, die Linie rauf und runter zu marschieren. Solche Elemente versuchen wir bei uns aufzunehmen, indem wir unsere Außenverteidiger in Räume bringen, in denen sie auch bei den Profis spielen würden. So haben wir beispielsweise Paul Lehmann im letzten Jahr öfter mal ins Zentrum einrücken lassen, damit er schon einmal die Anforderungen fühlen kann, die nun oben an ihn gestellt werden.

Wie funktioniert diesbezüglich der Austausch?

Wir sprechen mit Markus Anfang, haben aber vor allem den geregelten Austausch mit den Co-Trainern Heiko „Scholle“ Scholz und Florian Junge, mit denen wir eigentlich wöchentlich zusammensitzen und auch über Spieler diskutieren.

Mit Tony Menzel ist ein Spieler zu den Profis aufgerückt, der eigentlich noch ein Jahr U19 spielen könnte. Überwiegt die Freude darüber, dass er so früh schon so weit ist oder hättest du ihn gern noch eine Saison behalten hättest?

Nein, gar nicht. Es ist das Ziel und unser vorrangiger Auftrag, die Jungs in den Lizenzspielerbereich zu bringen. Letztes Jahr haben wir beides gut miteinander vereint bekommen. In der Rückrunde waren Paul Lehmann und Jonas Oehmichen über große Teile bei den Profis dabei, trotzdem haben wir uns als Mannschaft weiterentwickelt. Wir freuen uns sehr darüber, dass Tony nun bei den Profis dabei ist und hoffen, dass er auf möglichst viel Spielzeit kommt. Das ist die Herausforderung für uns alle.

Die Talente aus dem starken 2004er-Jahrgang sind – neben denen im Profikader der SGD – in ganz Deutschland verteilt. Cornelius Bräunling und Kenny Weyh standen zum Beispiel bei Hessen Kassel am ersten Spieltag in der Startelf, Lucas Ehrlich hat schon für die U23 des FC Augsburg getroffen. Hattest du schon Kontakt mit deinen alten Jungs?

Grundsätzlich liegt mein Fokus auf den Jungs, die jetzt hier sind. Nach den ersten Spielen schreibt man sich trotzdem schon mal eine kurze Nachricht. Nicht nur Lucas Ehrlich, auch Julius Hoffmann hat im ersten Pflichtspiel für Babelsberg getroffen, Louis Schulze bei Hoffenheim II seine ersten Minuten gesammelt. Man tauscht sich darüber aus, wie es ihnen in ihren neuen Vereinen gefällt, der Schwerpunkt liegt aber ganz klar hier.

Und hier geht es am Sonntag wieder los. Mit welchen Erwartungen startest du in die Saison?

Das Wichtigste ist, dass wir nicht mit der Mannschaft in die Saison gehen, die im vergangenen Jahr Zweiter geworden ist. Die Erwartungshaltung ist entsprechend auch eine andere, zumal zwei Drittel unserer Spieler dem jüngeren Jahrgang angehören. Es wird Anpassungsprozesse geben, die jetzt nicht abgeschlossen sind, sondern über das ganze Jahr laufen werden. Wir wollen die Jungs bestmöglich entwickeln und schauen, dass wir eine möglichst gute Leistung auf den Platz bekommen.

Danke für das Gespräch und viel Erfolg für den Saisonauftakt!


 

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