Dynamos U19-Mannschaft ist 2016 in die Bundesliga aufgestiegen und hat das Jahr in der höchsten Spielklasse als Tabellenneunter abgeschlossen. Am Freitag (12.05.) steht mit dem Sachsenpokalfinale gegen Liga-Konkurrent Leipzig in Niesky noch ein echter Knaller an.Am Mittwoch haben wir mit Trainer Matthias Lust gesprochen – seit 2015 U19-Trainer und zweiter Co-Trainer der Profimannschaft in Personalunion –, der die schwarz-gelben A-Junioren direkt im ersten Jahr ins Oberhaus geführt hat. Wir ließen ihn die zurückliegende Spielzeit bilanzieren, wollten wissen, wo die Reise nächstes Jahr hingeht und was im Pokalfinale möglich ist.
Matthias, das übergeordnete Ziel Klassenerhalt wurde erreicht. Wie lautet deine Bilanz zum ersten Bundesliga-Jahr nach dem Aufstieg?
Wir hatten einen schwierigen Start mit nur einem Punkt aus den ersten vier Spielen. Die Leistungen waren in Ordnung, aber die Ergebnisse haben anfänglich nicht gepasst. Der Sieg in Jena war dann ein positiver Knackpunkt. Das hat uns Auftrieb gegeben und wir konnten uns auch tabellarisch Stück für Stück freispielen. Der andere Aspekt neben den Ergebnissen ist die Entwicklung der Mannschaft und der einzelnen Spieler. Ich bin der Meinung, dass uns beides gelungen ist.
Was macht den Unterschied zu den Mannschaften weiter oben aus?
Sicher verfügen die Spitzenmannschaften in der Breite und auch punktuell über mehr Qualität. Ein wichtiger Faktor ist aber auch, die eigenen Qualitäten noch stabiler abzurufen. Vor dem Tor hat uns in manchen Momenten die Kaltschnäuzigkeit gefehlt. Dadurch haben wir Punkte liegen lassen, und es verpasst, zusätzliches Selbstvertrauen zu tanken. Auch in der Defensivarbeit haben wir stellenweise die absolute Konsequenz vermissen lassen.
{media-left}Dennoch habt ihr im Gegensatz zu anderen Mannschaften in den Begegnungen mit den Spitzenteams immer mitgehalten oder sogar Siege eingefahren. Die höchste Niederlage war das 0:4 gegen Staffelsieger Wolfsburg gleich am dritten Spieltag…
Uns ist es gelungen, diesen fußballerisch überlegenen Mannschaften mit Einsatz und Leidenschaft zu begegnen. Diese beiden Tugenden waren auch ausschlaggebend dafür, dass wir nach dem holprigen Beginn eine vergleichsweise konstante Saison gespielt haben.
Du hast 2006/07 deine ersten Erfahrungen als Nachwuchstrainer gemacht, warst von 2012 bis 2015 U17-Trainer beim FC Augsburg. Wie hat sich der Juniorenfußball in den letzten Jahren weiterentwickelt?
In allen Bereichen. Die Entwicklung ähnelt der bei den Profis. Die Mannschaften verbessern sich im taktischen Bereich, aber auch in puncto Physis und Athletik sind die Jungs heute weiter als noch vor ein paar Jahren.
Wie wird man der Entwicklung als Trainer gerecht?
Als Trainer ist es zunächst einmal unheimlich wichtig, dass du ein starkes Funktionsteam um dich herum hast. Mit Lars Jungnickel und Andreas Trautmann habe ich zwei Co-Trainer an meiner Seite, die sehr viel Kompetenz und Leidenschaft einbringen. Ein großes Dankeschön geht auch an unseren Mannschaftsleiter Frank Berthold, unseren Physiotherapeut Michael Kraus und die Mitarbeiter der gesamten Nachwuchs Akademie, vom Internat, übers Scouting bis zur Verwaltung.
Und als Spieler?
Aus Spielersicht ist es unabdingbar, den unbedingten Willen an den Tag zu legen, Woche für Woche hart an dir zu arbeiten, und gleichzeitig die Schule oder die Ausbildung ordentlich durchzuziehen. Hier müssen die Jungs im privaten Bereich viele Abstriche machen, wenn sie irgendwann vielleicht mal oben anklopfen wollen.
{media-right}Spielen die Eltern dabei auch noch eine Rolle, oder sind die Jungs in der U19 schon flügge?
(lacht) Mehr oder weniger flügge sind sie schon, aber trotzdem bleibt das Zuhause ein unheimlich wichtiger Faktor und Stabilisator. Es ist normal, dass die Jungs selbstständiger werden und sich auch ein wenig abkapseln, aber gerade in schwierigen Situationen bekommst du daheim den meisten Rückhalt. Das trifft ja auch bei den Profis noch zu, nicht nur im Nachwuchs.
Wie groß ist der Umbruch, der dir ins Haus steht?
Der gesamte 98er Jahrgang wechselt in den Männerbereich, das betrifft zehn Spieler. Diese hohe Fluktuation ergibt sich im Nachwuchs zwangsläufig. Eine ganze Reihe Jungs werden aus der U17 zu uns stoßen, sicher kommt auch der eine oder andere von außerhalb neu dazu. Wir haben aber auch einen Stamm an Spielern, die diese Saison ihre ersten Sporen in der Bundesliga gesammelt und ihre Sache gut gemacht haben. Von daher bin ich sehr zuversichtlich, dass wir wieder eine gute Mischung hinbekommen.
Bei den anderen Mannschaften verhält es sich ja genauso. Wann ist klar, wo man steht, welches Saisonziel realistisch ist?
Bis man wirklich ein Gefühl dafür bekommt, wo man steht, können schon ein paar Spiele ins Land gehen. Bei einigen Mannschaften weiß man schon vor der Saison ganz gut, welche Qualität zu erwarten ist. Bei anderen Vereinen ist das nicht so leicht einzuschätzen.
Am Freitag steht für euch das letzte Pflichtspiel an, im Sachsenpokalfinale geht es gegen den Bundesliga-Dritten Leipzig. Was ist drin in diesem Endspiel?
Für beide Mannschaften ist alles drin. In ein Pokalfinale geht man immer, um es zu gewinnen. Der eine oder andere Spieler war letzte Saison schon dabei, als wir gegen Leipzig im Finale 0:2 verloren haben. Beide Spiele in der Liga waren sehr eng, im Hinspiel haben wir den Ausgleich in der Schlussminute bekommen, im Rückspiel haben wir etwas unglücklich 0:1 verloren. Leipzig geht sicher favorisiert ins Spiel, aber meine Jungs werden alles abrufen, um auf Augenhöhe zu agieren. Dann werden wir sehen, was möglich ist.
Matthias, viel Erfolg für Freitag und danke dir für das Gespräch!
Interview: Jan Franke
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