Auch für die Talenteschmiede der SG Dynamo Dresden geht ein bewegtes und erfolgreiches Jahr zu Ende. Jan Seifert, Leiter der Nachwuchs Akademie, hat mit uns kurz Bilanz gezogen.Jan, fangen wir mit der U19 an. Die Mannschaft von Matthias Lust ist im Sommer in die Bundesliga aufgestiegen und überwintert über dem Strich. Wo geht der Weg hin?
Die Mannschaft hat auf jeden Fall die Qualität, die Klasse zu halten. Matthias musste zuletzt immer wieder auf Stammkräfte verzichten und jüngeren Spielern das Vertrauen schenken, die sich dieser Herausforderung mit Leidenschaft gestellt haben. Im Saisonverlauf wird sich die Mannschaft weiter finden. Wenn einer für den anderen einsteht, dann können die Jungs in der Bundesliga bestehen, da bin ich mir sicher.
Auch die U17 von Cristian Fiel überwintert in der Bundesliga über dem Strich. Wie wichtig wäre das dritte Jahr Bundesliga in Folge?
Für die Ausbildungsqualität und die Strahlkraft der Nachwuchs Akademie ist es wichtig, dass die beiden ältesten Junioren-Mannschaften in der höchsten Spielklasse mitmischen, alles andere wäre Augenwischerei. Was mich sehr positiv stimmt, ist die Reaktion, die die Truppe mit drei hart erarbeiteten Siegen zuletzt an den Tag gelegt hat. Das Kompliment geht auch an den Trainer, denn seine Mannschaft hat gezeigt, dass sie sich weiterentwickelt und aus den Niederlagen Lehren gezogen hat. Daran gilt es anzuknüpfen.
Die U16 von Tino Gaunitz hat in der Landesliga eine prima Hinserie gespielt, aus 14 Spielen 13 Siege und ein Unentschieden geholt. Sollte die Aufstiegsrelegation das Ziel sein?
Auf jeden Fall. Ohne die Leistung von Tinos Mannschaft schmälern zu wollen, muss man doch sagen, dass in der Landesliga eine deutlich geringere Konkurrenz herrscht als in der Regionalliga. Wenn die Jungs dann von der B-Junioren-Landesliga in die U17-Bundesliga aufrücken, ist der Sprung sehr, sehr groß. Von daher wäre es wünschenswert, den Abstand zu verringern. Wenn die Truppe die Leistung der Hinrunde bestätigt, wird sie die Chance in zwei K.O.-Spielen bekommen. Voraussetzung ist freilich, dass die U17 die Klasse hält.
Wie zufrieden bist du insgesamt mit der Hinserie?
Wir bemessen den Ausbildungserfolg nicht primär an Tabellenständen, vor allem nicht in den jüngeren Jahrgängen. Das würde deutlich zu kurz greifen. Wenn wir über die Qualität der Hinrunde sprechen, dann dürfen wir nicht nur schauen, was auf dem Rasen passiert ist, sondern müssen die Arbeit in allen Bereichen betrachten. Von der Technikausbildung, über die Hausaufgabenbetreuung bis zum Sprachunterricht für unsere tschechischen Talente. Ich glaube, dass uns in vielen Bereichen kleine Schritte nach vorn gelungen sind, deswegen bin ich mit der Hinrunde zufrieden.
Im Frühjahr 2018 steht die nächste Zertifizierungsperiode an…
Das knüpft an das eben Gesagte an. Wir haben 2015 ein sehr gutes Ergebnis erzielt und die maximal erreichbaren drei Sterne erhalten. Ein großer Mehrwert der Zertifizierung ist, dass man sich einen genauen Überblick über alle Aufgabenbereiche verschafft und dann dazu Feedback erhält, an welchen Stellschrauben man weiter drehen kann und muss. Natürlich sind drei Sterne eine Auszeichnung, die man gern trägt. Dahinter steht aber eine Qualität, die kein Selbstläufer ist. Das ist ein permanenter Prozess. Seit Sommer haben wir auch die Trainerstelle der U17 hauptamtlich besetzt, wir haben inzwischen einen Leistungsdiagnostiker und einen Techniktrainer, die nur dafür da sind, mit den Spielern individuell zu arbeiten und unsere Konzepte umzusetzen. In diesem Jahr konnten wir einen neuen Rasenplatz einweihen, mit drei Naturrasen und einem Kunstrasenplatz sind wir inzwischen sehr gut aufgestellt.
{media-left}Inwiefern kann man mit solchen Faktoren argumentieren, wenn es darum geht, junge Talente zu binden?
Die Ausbildungsqualität in unserer Nachwuchs Akademie und die Durchlässigkeit nach oben zu den Profis sind sehr wichtige Argumente. Hier können wir mit Vereinen konkurrieren, mit denen wir in anderen Aspekten nicht mithalten können. Das hat immerhin dazu geführt, dass wir in den letzten Jahren nur ein Toptalent gehen lassen mussten. Es wird auch künftig vorkommen, dass wir sehr gute Spieler verlieren. Im Umkehrschluss identifizieren sich Talente, die sich für Dynamo entscheiden, sehr stark mit dem Verein. Markus Schubert ist da ein Beispiel.
Der als jüngerer A-Junioren-Jahrgang vergangene Saison schon ein Pflichtspiel für die Profis absolviert hat…
Die Durchlässigkeit ist ein großes Plus. Hier sind wir im Moment so weit wie vielleicht noch nie seit der Wende. Marvin Stefaniak und Niklas Hauptmann, der letzte Saison behutsam aufgebaut wurde, sind herausragende Beispiele. Aber auch Noah Awassi (18 Jahre; Anm. d. R.), der in dieser Saison mehrfach zum Kader gehörte, oder Vasil Kusej (16 Jahre; Anm. d. R.), der schon mehrmals bei den Profis mittrainiert hat, fallen mir sofort ein. Was das angeht, vertritt Uwe Neuhaus als Cheftrainer eine Philosophie, die uns nach vorne gebracht hat.
Was gibt es Neues von der Kooperation mit dem FK Ústí nad Labem?
Im Dezember gab es eine gemeinsame Weihnachtsfeier beider Vereine. Die Nachwuchsspieler sind zusammen in Dresden in eine Kletterhalle gegangen. Im Januar ist ein gemeinsames Trainingslager in Ústí geplant, beim letzten Heimspiel hatten wir Talente vom Kooperationspartner als Balljungen im Einsatz, gemeinsame Turniere und Testspiele sind geplant, im Sprachunterricht machen die Jungs Fortschritte. Der Austausch ist rege, mindestens einmal im Monat sitzen die Projektverantwortlichen beider Vereine zusammen und besprechen sich. Hier wächst grenzübergreifend etwas zusammen, das ist das Ziel.
Welche Erwartungen hast du an 2017?
Mein Wunsch ist, dass wir die genannten positiven Entwicklungen gemeinsam fortführen können. Wenn wir alle zusammen an einem Strang ziehen, ist mir darum auch nicht bange. Ein großes Dankeschön möchte ich zum Jahresende allen aussprechen, die zu den Erfolgen beigetragen haben. Vor allem denen, die sich oft auf ehrenamtlicher Basis im Hintergrund engagieren. Und ich möchte allen Eltern und Familien danken. Bei aller Arbeit, die wir in der Akademie leisten, ist das Zuhause immer noch der wichtigste Rückhalt für unsere Jungs.
Jan, vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Jan Franke
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