Nach rund zwei Monaten dürfen Dynamos Leistungsmannschaften von der U19 bis zur U15 seit dieser Woche wieder trainieren. Ermöglichen tut dies die Sächsische Corona-Schutz-Verordnung vom 26.01.2021.{media-right-nachwuchs-adv}Und so begrüßte U19-Trainer Willi Weiße seine Schützlinge am Mittwoch zum ersten Mal wieder zu einer gemeinsamen Einheit auf dem Trainingsplatz. Im Interview gibt der 32-jährige Coach einen Einblick in seine Gefühlswelt und erzählt, was ihm und der Mannschaft der Wiedereinstieg bedeutet.
Außerdem erklärt Weiße, warum er für diese Möglichkeit eine große Dankbarkeit empfindet, wie er die ersten Einheiten gestaltet und was es mit dem Muskelkater im Teil-Lockdown auf sich hatte.
Willi, wie sehr hast du dich nach fast zwei Monaten auf deine Spieler und das gemeinsame Training auf dem Platz gefreut?
Ich habe mich sehr auf das Wiedersehen gefreut, denn wir haben uns lange nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen, das letzte Mal Mitte Dezember. Wir haben seitdem zwar zwei Mal pro Woche per Videokonferenz gemeinsam Fitnesstraining gemacht, um das Zusammengehörigkeitsgefühl und uns körperlich zu stärken. Aber echte Treffen, bei denen man sich begegnet, wenn es aktuell auch auf Abstand und mit Maske ist, kann nichts ersetzen.
Wie habt ihr die virtuellen Einheiten gestaltet?
Die Jungs haben anfangs individuelle Pläne erhalten, um die Trainingspause, wie eine Art verlängerte Winterpause zu behandeln. Als der Teil-Lockdown dann aber verlängert wurde, wollten wir als Trainerteam etwas Würze hereinbringen und haben uns Dinge überlegt, die den Jungs Spaß machen.
Wie sah das aus?
Wir haben der Mannschaft verschiedene Aufgaben an die Hand gegeben, etwa „Trickshot-Challenges“ und Wochenaufgaben, so dass wir uns als Team zumindest auf dem Bildschirm regelmäßig sehen. An dieser Stelle gebührt auch unserem Athletiktrainer Tim Patzig ein großer Dank, der das Team etwa mit Kraft-, Beweglichkeits- und Stabilisationseinheiten fit gehalten hat. Da habe auch ich das ein oder andere Mal einen Muskelkater verspürt (lacht).
{media-left}Worauf legst du nun den Fokus bei den ersten Einheiten?
Auch wenn wir zuletzt viel im konditionellen Bereich arbeiten konnten, darf man nicht vergessen, dass die Jungs rund acht Wochen nicht gemeinsam mit dem Ball am Fuß auf dem Platz standen. Das Fußballspielen kann man ohne das klassische Zusammenkommen aber nicht simulieren. Wir konzentrieren uns daher darauf, die Grundlagen wieder rein zu bekommen – starten, stoppen, Ballarbeit, kurze Sprints. Wir wollen wieder ein Gefühl für den Platz und den Ball bekommen.
Wie sehr haben sich die Jungs gefreut, nun wieder gemeinsam als Gruppe zusammenzukommen?
Da war auf dem Trainingsplatz direkt eine große Freude zu erkennen. Die Jungs sind untereinander ja auch befreundet, stehen privat in Kontakt. Es hat sich vom Miteinander so angefühlt, als wären sie nie weggewesen. Es wurde viel kommuniziert und geflachst. Das war schön zu sehen.
Es gibt derzeit viele Einschränkungen des alltäglichen Lebens. Wie wichtig ist es aus deiner Sicht grundsätzlich, dass junge Menschen gemeinsame Erlebnisse haben und sozial interagieren können?
Keiner von uns hat eine solche Pandemie-Situation bisher erlebt. Zum aktuellen Zeitpunkt ist es daher meiner Meinung nach schwer zu ermessen, was all das mit Blick in die Zukunft wirklich mit uns macht. Es ist daher ein Privileg, dass wir im Leistungssport nun wieder trainieren dürfen. Dafür sind wir sehr dankbar. Denn: Das Fußballspiel lebt von der Interaktion, gemeinsam dem Ball hinterher zu jagen. Ich würde mir wünschen, dass auch der Breiten- und Freizeitsport unter Abwägung der aktuellen Lage bald eine ähnliche Perspektive bekäme. Denn gemeinsame Erlebnisse und Bewegung sind für Kinder und Jugendliche unheimlich wichtig.
{media-right}Dein Co-Trainer Andreas Trautmann kennt aus seiner aktiven Zeit noch die Trainingsplätze im Großen Garten, auf denen das Profi-Team bis zum vergangenen Jahr trainierte. Wie sehr freust du dich darüber, mit deinen Jungs auch hier auf der modernen Anlage am Messering arbeiten zu können?
Wir sind unglaublich dankbar. Zum einen, dass wir überhaupt wieder trainieren dürfen und zum anderen, dass wir es hier unter diesen Gegebenheiten machen können. Das wäre vor einem Jahr noch undenkbar gewesen. Sobald es geschneit oder viel geregnet hat, konnte die Lizenzmannschaft im Großen Garten nicht mehr richtig trainieren. Da haben wir als Verein einen riesengroßen Schritt nach vorne gemacht. Und heute stehen wir bei minus zehn Grad auf einem beheizten und freigeräumten neuen Kunstrasen. Das ist wirklich richtig gut. Etwas, das wir sehr zu schätzen wissen.
{media-left}Wie erwehrst du dich gegen zweistellige Minusgrade?
„Trautl“ (Co-Trainer Andreas Trautmann, Anm. d. Red.) hat mir einige Kniffe verraten und schon viel vom Dresdner Windkanal, in dem die AOK PLUS Walter-Fritzsch-Akademie und auch das Ostragehege liegt, erzählt. Da hilft nur: Anziehen. Viel Anziehen. Drei Schichten Kleidung Minimum.
Die Perspektive eine mögliche Fortsetzung des Spielbetriebes im Nachwuchs betreffend, ist unsicher. Wie gehst du mit deiner Mannschaft die nächsten Wochen an?
Zuerst einmal respektieren und akzeptieren wir die aktuelle Situation, so, wie sie derzeit ist und freuen uns über das Privileg, dass wir als Leistungssport trainieren dürfen. Wenn man etwa auf den Breitensport schaut und sieht, was da aktuell verloren geht, sollten wir dafür sehr dankbar sein. Was den Spielbetrieb angeht, müssen wir Schritt für Schritt schauen und die entsprechenden Maßgaben der Entscheidungsträger abwarten. Das können wir nicht beeinflussen. Wichtig ist das Hier und Jetzt.
Interview: Lennart Westphal & Henry Buschmann
Fotos: Steffen Kuttner
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